Rezension

Los Campesinos!

Romance Is Boring


Highlights: There Are Listed Buildings // Romance Is Boring // The Sea Is A Good Place To Think
Genre: Indierock
Sounds Like: Blood Red Shoes // Good Shoes // You Say Party! We Say Die!

VÖ: 29.01.2010

Fleißig fleißig, diese Waliser. Nachdem 2008 neben dem Debüt „Hold on Now, Youngster“ auch noch „We Are Beautiful, We Are Doomed“ erschien, ging es anschließend direkt wieder ins Studio. Am 24. Juni 2009 war „Romance Is Boring“ im Kasten und sollte das letzte Album mit Keyboarderin und Sängerin Aleksandra sein, die kurz vor der Fertigstellung dessen ihren Abschied nach der anschließenden US-Tour ankündigte, um ihr Studium wieder fortzusetzen.

Eigentlich sollte man sich freuen, wenn Künstler sich gegen Stagnation entscheiden und den Weg der Entwicklung einschlagen. Doch gelegentlich verliert eine Band auf der Suche nach dem ultimativen nächsten Schritt etwas von dem, was sie bisher so besonders gemacht hat. Los Campesinos! ist so etwas wie ein singender Zirkus voller Kreativität und kindlicher Unschuld, der nun damit droht, erwachsen zu werden.

„In Medias Res“ ist ein beschaulicher Einstieg in „Romance Is Boring“ und damit ungewöhnlich reduziert dafür, dass der Titel übersetzt "zur Sache kommen" oder wörtlich "mitten in die Dinge" bedeutet. Der Trackname wäre bei anderen Songs des Albums treffender gewesen, denn Los Campesinos! experimentieren ohne Rücksicht auf Verluste, schießen damit aber leider auch häufiger über das Ziel hinaus. Die Songs, die sich laut einem Zitat der Band um die Themen Tod, den Zerfall des menschlichen Körpers, verlorene Liebe, Nervenzusammenbrüche und Fußball drehen, sind teilweise so überladen mit Ideen, dass eine klare Struktur verloren geht und man sich von der Menge an verwendeten Instrumenten fast erschlagen fühlt. Bei knapp der Hälfte der Songs hätte es gut getan, den einen oder anderen Soundeffekt einfach mal stecken zu lassen. Immer dann, wenn die Band mal einen Gedanken zu Ende verfolgt und sich nicht völlig überschlägt, wirkt alles viel stimmiger wie in dem simpel gestrickten und mitgröhl-tauglichen „Romance Is Boring“ oder den nachdenklichen „The Sea Is A Good Place To Think“ und „Coda: A Burn Scar In The Shape Of The Sooner State“.

Mit „Romance Is Boring“ haben sich Los Campesinos! etwas verrannt. Vielleicht kann Garaths Schwester Kim als Nachfolgerin von Aleks der Band notwendige neue Impulse geben.

Marcel Eike

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