Rezension

Jupiter Jones

Jupiter Jones


Highlights: Still // Hey! Menetekel // Berlin
Genre: Poppunk // Indierock
Sounds Like: Muff Potter // Kettcar

VÖ: 25.02.2011

Invasion der Synthesizer: Zwei Jahre nach "Holiday in Catatonia" sind Jupiter Jones dem Mainstream so nahe wie nie. Böse Zungen mögen behaupten, das liege am neuen Majordeal. Aber eigentlich war das schon länger abzusehen. Nach neun Jahren Bandgeschichte und drei immer ruhigeren Alben (plus Akustikalbum!) darf man sich auch über eine Radioballade nicht mehr allzu sehr wundern.

Genau die ist Jupiter Jones nämlich mit der Vorabsingle "Still" gelungen. Über die Veröffentlichungspolitik kann man streiten (Die Single in der akustischen Version im Oktober über iTunes rausbringen und die richtige Version samt Vinyl noch fünf Monate im Schrank behalten, wer macht denn so was?), aber das Lied ist einfach umwerfend und löst so nebenbei "Oh Hätt' Ich Dich Verloren" als größte Ballade der Bandgeschichte ab. Mein Gott, dann läuft es eben im Radio. Dann gibt es da wenigstens auch mal was Gutes zu hören.

Es ist aber nicht so, dass Jupiter Jones jetzt komplett dem Pop verfallen wären. Ein Lied wie "Komm Bloß Nicht Nach Bad Bentheim" hätte so auch auf dem Vorgänger sein können und es gibt immer noch Stücke, die an Muff Potter erinnern und zwar nicht nur, was den Titel angeht ("Sonne? Scheint!"), sondern auch textlich und musikalisch ("Hey! Menetekel"). Immer noch geht es um die alten Themen Wut, Verzweiflung, Orientierungslosigkeit und sogar Berlin wird diesmal gedisst. Das ruhigste Stück der Platte rechnet ab mit allen, die sich in die Großstadt flüchten, um dem Hype hinterher zu jagen und nicht erkannt haben, dass es nicht darum geht, wo du bist, sondern was du tust: Der Unterschied bleibt winzig, ihr sucht da, wir suchen hier. [...] Ihr habt nur ein paar mehr Statisten, wo ich alleine bin. Sogar Mundharmonika und Banjo kommen zum Einsatz. Was zunächst ungewohnt klingt, ergibt bei näherer Betrachtung Sinn. Jupiter Jones hatten schon immer einen Hang zum Hymnischen und Pathetischen ("Hier Oben (...Jupp)") und das ist auch gar nichts Schlimmes, so lange sie es nicht übertreiben und ins Unglaubwürdige abrutschen. Aber so weit sind sie glücklicherweise noch nicht und eine gute Ballade ist immer noch besser als ein Stück wie "Der Hund. Der Stock. Die Tür", das zwar vielversprechend und treibend anfängt, aber dann nicht hält, was es verspricht. An der Stelle, wo ein Refrain oft ein ganzes Lied rettet, versaut er es hier komplett, zumindest textlich gesehen. Von dem kleinen Crossover-Part ganz zu schweigen. Schade, da hätte mehr drin gesteckt.

Auch wenn es jetzt in den meisten Liedern Synthies gibt und es nicht mehr so oft scheppert wie früher, bleiben Jupiter Jones im Grunde doch die alten. Aber man entwickelt sich weiter, probiert neue Dinge. Das ist doch eigentlich ein gutes Zeichen. Wohin das alles führen soll? Wir werden sehen...

Lisa Dücker

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