Rezension
Jupiter Jones
Holiday In Catatonia
Highlights: Das Zu Wissen // Eine Landjugend // Er Lässt Doch Immer Alles Fallen // Und Dann Warten
Genre: Indierock // Deutschpunk
Sounds Like: Kettcar // The Gaslight Anthem // Muff Potter
VÖ: 22.05.2009
Hallo Angst, du Arschloch! Alles paletti bei dir? Heute schon wieder diesem oder jenem Menschen das Leben versaut und ihm 'nen schönen Urlaub in der Katatonie gebucht? Ja? Dann haben wir leider schlechte Nachrichten: Denn eigentlich wollen wir dich hier gar nicht, wir und Jupiter Jones. Und diese haben dann auch gleich mal das eine oder andere Lied gegen dich für ihre dritte Scheibe geschrieben.
Klar, der Weg hieraus mag manchmal steinig und lang sein, wie gleich im ungewohnt aggressiven Opener "Das Zu Wissen" herausgeschrien wird - das ändert aber natürlich nichts daran, dass das Leben nun mal eine Unzahl dieser Wege aufweist, die man beschreiten muss, anstatt vor dem ersten Schritt den Kopf in den Sand zu stecken. Von dieser Angst vor dem Aufbruch darf auf "Das Jahr In Dem Ich Schlief" dann auch Oliver Rohrbeck - Sprecher des "anderen" Jupiter Jones, des jungen Detektivs der Drei ??? - erzählen, der die Band ebenso wie Donots-Ingo (bei der Anti-Selbstmitleid-Tirade "Du Und Jörg Haider") und Jana Pallaske (bei "Nordpol/Südpol") auf "Holiday In Catatonia" unterstützen darf.
Nicht, dass Jupiter Jones jemals jemand anderen an den Vocals als Nicholas Müller gebraucht hätten - denn auch auf Album #3 gehört seine sowohl raue, rotzige als auch ungeheuer warme und gefühlvolle Stimme zu den schönsten, die man in der aktuellen deutschsprachigen Musik zu hören bekommt. Daher könnte wahrscheinlich selbst eine Platte, auf der Müller das Telefonbuch vorliest, so manchem als akustische Umarmung dienen - dass er sein Organ stattdessen benutzt, um wunderbare Balladen wie das abschließende "Und Dann Warten" zu singen, ist natürlich umso besser.
Gesang und Texte sind so auch einer der wichtigsten Gründe, dass Jupiter Jones mehr denn je wie eine Umarmung, wie eine Hand auf der Schulter zumindest für den der deutschen Sprache Kundigen wirken - vergleichbar also mit The Gaslight Anthem, die so auch für den Rest der Welt funktionieren. Auch auf der musikalischen Ebene sind sich die Bands nicht unähnlich - irgendwo zwischen Indie-Pop-Rock und Punkrock, nahe genug am ersten Pol, um nicht nur Nietengürtelträger begeistern zu können, doch auch weit genug von ihm entfernt, um nicht als anbiederndes Gedudel aufgefasst werden zu müssen. Da dieses Genre durchaus dazu tendiert, von der Monotonie-Gefahr bedroht zu werden, ehrt es Jupiter Jones desto mehr, beispielsweise auf dem mit Bababa-Chören und Trompeten ausufernden "Eine Landjugend" auch einmal Neues auszuprobieren. Ansonsten bleibt die Band ihrem Stil treu. Manchmal müssen eben doch keine neuen Wege beschritten werden, wenn die Sonne so schön über den alten scheint.
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