Rezension

Interpol

Antics


Highlights: Next Exit // Slow Hands
Genre: Emo-Rock
Sounds Like: The Cure // BRMC // David Bowie // The Folk Implosion // TV on the Radio

VÖ: 27.09.2004

Wären Interpol Maler, wäre die Grundlage für jedes Bild eine schwarze Leinwand. Das war bei ihrem grandiosen Debüt "Turn On The Bright Lights" so und das ist jetzt bei "Antics" nicht anders. Noch nicht mal die Pinsel oder Farben haben sie ausgetauscht. Könnte eine langweilige Ausstellung werden, meinen Sie? Ist es aber nicht. Weil die New Yorker zwar immer im gleichen Stil auf die Leinwand auftragen, aber denoch entstehen immer neue faszinierende Motive. Und als Besucher steht man wieder gedankenverloren davor und wundert sich über die Kraft und Magie der Farben. Interpol benutzen helle Farben. Rote Ampeln und gelbe Lichter auf der schwarzen Grundlage. Und geht man ganz nah dran, erkennt man das es nicht ein schwarz ist. Langsam aber deutlich kristallisieren sich Umrisse. Die Umrisse von Fassaden, Häusern, Gebäuden. Die Augen starren auf das Gemälde und auf der Leinwand hebt sich langsam eine Stadt hervor. New York City!

Die Heimatstadt einer Band, die mit ihrem Debüt eines der besten Alben des Jahres 2002 abgeliefert hat und nun vor dem Problem "Album Nummer 2" stand. Stillstand oder auf zu neuen Ufern? Nach dem ersten Hördurchgang ist klar: Interpol bleiben sich treu. Ist das nun langweilig, weil es stellenweise wie eine 1:1-Kopie klingt? Nein. Für Interpol muss man sich mal wieder Zeit nehmen. Langsam schleichen sich die Songs in das Unterbewusstsein. Und irgendwann bleiben zehn neue Ohrwürmer.

Zurück in der Ausstellung. Die Maler schreiten, wie immer gut gekleidet mit Anzug, Krawatte und Hut, durch ihr Atelier. Definieren wollen sie sicherlich nichts. Die Bilder stehen nicht für fundierte Aussagen, sondern schaffen vielmehr Atmosphären. Diese sollte man einfach auf sich wirken lassen. "Next Exit" heisst ein Bild auf dem eine verlassene S-Bahn-Haltestelle am East River zu sehen ist. Im Hintergrund hört man leise den Fluss, Herbstlaub weht über die stillgelegten Gleise, auf denen sich schon Moos gebildet hat.

Vielleicht werden Sie etwas anderes erkennen. Das Licht in den Ausstellungsräumen ist so dunkel das man die Gemälde kaum erkennt. Jedes Auge wird deshalb die Umrisse anders erfassen und sich andere Zeichungen auf die Leinwand denken. Nur zwei Assoziationen bleiben bei Interpol immer: Nacht und New York!

Carsten Roth

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