Rezension

Feeder

Renegades


Highlights: Renegades // White Lines // Down To The River
Genre: Brit-Rock
Sounds Like: Beatsteaks // The Hives // Oasis

VÖ: 08.04.2011

Nein, den ganz großen Sprung an die Spitze haben Feeder nie geschafft. Das wird sich auch mit dem jüngsten Release "Renegades" nicht ändern. Nicht, dass die Platte nicht gut wäre. Feeder haben zurückgefunden zu ihren rockigeren Wurzeln und ein Album vorgelegt, das sich mit gutem Gewissem in einem Rutsch durchhören lässt. Dennoch: Für die Mainstream-Charts waren Feeder (fast) immer zu kantig und für den Avantgarde-Himmel fehlte dem melodiösen Britrock die Tiefe. Und so wird es bleiben.

Aber vielleicht liegt in genau dieser Mischung Kalkül. Vielleicht hätten die Waliser das Zeug zur Nummer 1, wenn sie es denn wollten. Gut möglich, dass ihnen die Rolle als ewiger Geheimtipp gefällt. Wobei: kann man bei 4,5 Millionen verkauften Alben noch von einem Geheimtipp sprechen? Wohl kaum. Das Rock-Trio um Grant Nicholas hat in über 15 Jahren unzählige Platten gemacht, Touren gespielt und sich immer wieder ein bisschen neu erfunden. Da kann man sich gern auch mal komplett neu ausrichten.

Genau dies taten Feeder im vorvergangenen Jahr. Nicht nur der Stil wurde justiert, gleich der ganze Bandname fiel den Verjüngungsplänen zum Opfer. Zudem kam mit Karl Brazil ein neuer Drummer. So wurden aus Feeder die Renegades. Es ging auf Tour, zeitgleich wurden neue Songs geschrieben. Diese sind bereits im letzten Jahr in Großbritannien veröffentlicht worden, nun hat es das Album "Renegades" auch zu uns geschafft – veröffentlicht dann aber doch wieder unter dem "richtigen" Bandnamen Feeder.

"Renegades" orientiert sich an den erfolgreichen Rock-Größen der 2000er Jahre, auch denen fernab der Insel. Beatsteaks, The Hives, Arctic Monkeys – sie alle können die Verwandtschaft zu der Platte nicht leugnen. So hat der Titelsong "Renegades" Parallelen zum punkigen Drumming von "I Don't Care As Long As You Sing" von den Beatsteaks. All die pathetischen Streicher der vorigen Releases – vor allem "Pushing The Senses" – sind dem Rotstift zum Opfer gefallen. Auch sonst haben Feeder ihre Melodien arg zurückgeschraubt. Dabei reicht ein Blick in die frühen Jahre der Band, um zu sehen, dass diese riff-dominierten Songs immer ins Repertoire von Feeder gehörten. Wer "Polythene" und "Yesterday Went Too Soon" noch kennt, der wird bei Songs wie "Sentimental" ganz sicher sentimental. Und Grant Nicholas bringt es auf den Punkt: "If you listen back to those first demos, it's not that different from what we're doing now, so I'm amazed when people say we've changed so much because actually we're still doing exactly what we set out to do."

Damit durchkreuzt das Trio auch ein Stück weit die Erwartungshaltungen an die Band. Das Konzept von "Renegades" ist dabei relativ durchschaubar: Nahezu sämtliche langsamen Parts, die das Tempo drosseln könnten, wurden ausgelassen. Wohin das Auge blickt, dominieren die Gitarren. Einzig "Down To The River" hat so ein bisschen Verwandtschaft zu den unzähligen Balladen, die die Waliser bereits komponiert haben. Der Rest geht in die Vollen. Das funktioniert auch deshalb gut, weil man merkt, dass die Band trotz der temporären Neufindung gereift ist. Wo ganz zu Beginn der Bandgeschichte noch eine staubtrockene Riff-Wüste war, blühen in Renegades einzelne Kakteen, um dem Hörer ein bisschen mehr Orientierung zu geben.

Trotz des insgesamt frischen und energiegeladenen Eindrucks, ist auch Renegades kein Anwärter für ein Album zum Durchbruch. Dafür fehlen die letzten 10 bis 20%.

Mischa Karth

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Von Feeder-Fans erstelltes Video zu "Renegades"

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