Rezension

Feeder

All Bright Electric


Highlights: Eskimo // Infrared Ultraviolet // Oh Mary
Genre: Britrock
Sounds Like: Ash // The Music // Idlewild

VÖ: 07.10.2016

„All Bright Electric“ haben Feeder ihr neuntes Studioalbum getauft. Es ist ein Name, der in die Irre führt. Elektrisch ist die Scheibe zweifellos, aber leuchten tut sie nicht. Im Gegenteil: Die Jungs um Grant Nicholas geben sich alle Mühe, das Düstere und den Lärm zu kultivieren. Ungewohnt kompromisslos verzichten die Waliser auf die für sie sonst typische Leichtigkeit. Der Sound von „All Bright Electric“ orientiert sich grob am Erstwerk „Polythene“ aus dem Jahr 1997 beziehungsweise den zuvor veröffentlichten EPs. Man stelle sich den kraftvollen Song „Descend“, Baujahr 1996, ohne seinen markanten Refrain vor und ist damit ziemlich genau bei dem angelangt, was Feeder 2016 fabrizieren. Gerade die ersten Tracks auf „All Bright Electrics“ atmen Kraft, sind dabei zuweilen psychedelisch angehaucht. Drums, E-Gitarre und Bass drücken und lassen keine Zwischenfragen zu („Eskimo“, „Geezer“).

Das sind gute Nachrichten für alle, die die harte Seite Feeders vermisst haben. Und schlechte Nachrichten für die Liebhaber der poppigen und ruhigen Nummern – denn alles Spielerisch-Humorvolle und vor allem die charmanten Melodien sind vergangen, passé, gone. Es scheint, als sei der Britpop endgültig tot. Rest in Peace, „Yesterday Went Too Soon“. War der direkte Vorgänger „Generation Freakshow“ zwar auch eher Rock als Pop, so war er zumindest der fröhliche Bruder des jüngsten Sprosses, quasi „Buck Rogers“ 2.0.

Es ließe sich nun rätseln oder lamentieren, wieso Feeder eines ihrer Markenzeichen über Bord geworfen haben, aber mitunter muss es wohl einfach „kill your darlings“ heißen. Es ist ja nicht so, dass der Sound nicht mehr identifizierbar wäre. „Infrared Ultraviolet“ ist wunderbar feederesque, in der Harmonik stellenweise ungewohnt, dann aber doch wieder heimelig. Gut, hier haben die Jungs das Tempo etwas gedrosselt und den Gitarren ein wenig mehr Luft zum Atmen gelassen. Vielleicht ein Ausblick auf das, was als nächstes kommt?

Bemerkenswert in jeder Hinsicht ist „Oh Mary“, das Scharnier in der Mitte des Albums ist ein echter Kontrapunkt. Es wird akustisch, und die erste Assoziation (Simon & Garfunkel) weicht bald darauf der Frage: „Ist das nicht Chris Martin?“ Nein, ist er nicht, aber die Nähe zum Sound der frühen Coldplay lässt sich nicht leugnen. Vielleicht ist der Britpop also doch noch nicht ganz tot... Die zweite Hälfte der Platte ist dagegen recht schnell erzählt, es geht laut und melodisch-reduziert weiter, quasi eine Abziehfolie des Auftakts. Das kann man mögen, muss man aber nicht.

Mischa Karth

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