Rezension

Feeder

Silent Cry


Highlights: We Are The People // Itsumo // Miss You // Silent Cry // Sonorous
Genre: Rock
Sounds Like: Jimmy Eat World // Editors // Athlete

VÖ: 20.06.2008

Zuerst die allseits beliebte Cover-Analyse. Ein Rabe mit ausgebreiteten Flügeln auf beigem Hintergrund ist das einzige Motiv - das bietet gute Interpretationsmöglichkeiten. Wollen uns die Waliser vielleicht darauf hinweisen, dass die Raben den Tower of London verlassen und somit die britische Monarchie beendet werden wird? Wohl kaum. Raben werden in der Mythologie unter anderem als Symbol für den Tod verwendet. Das Cover dürfte wohl ein letzter Gruß an den Drummer Jon Lee sein, der 2002 Selbstmord beging. Sein Vertreter, das ehemalige Skunk-Anansie-Mitglied Mark Richardson, hat sich inzwischen etabliert und ist festes Mitglied der Band.

Viele hatten nach Lees Tod und der 2006 erscheinenden Single-Sammlung mit einer Auflösung der Band gerechnet. Glücklicherweise trat dieser Fall nicht ein und wir dürfen uns auf weitere Feeder-Alben freuen. „Silent Cry“ nimmt vieles auf, was die Band bisher geprägt hat, und geht doch neue Wege. Der Stimmverzerrer bleibt weiterhin in der Schublade, die Gitarren werden wieder härter, die Songs strukturierter, vielschichtiger. Die Anzahl der Popsongs auf Silent Cry, die in „Comfort In Sound“ und „Pushing The Senses“ den Hauptbestandteil gebildet haben, ist deutlich gesunken. Laut Frontmann Grant Nicholas stellen sie diesmal „kleine Fluchten“ da, die einen Spannungsbogen in das Album bringen, und verhindern, dass sich Rockhymne an Rockhymne reiht. „Tracing Lines“ ist dafür ein gutes Beispiel. Nach den drei großartigen Stücken zuvor – „We Are the People“, „Itsumo“ und „Miss You“ - ist „Tracing Lines“ mit dem wohl entspanntesten Gitarrensolo des Albums wie ein kleines Stück Urlaub. „I Miss You“ könnte mit Marks treibendem Schlagzeug die heimliche Punkhymne 2008 werden. „Who Is The Enemy“ zeigt wiederum, warum man sich im Booklet bei Marshall bedankt. Der abschließende Track „Sonorous“ ist eine weitere Hymne, die dieses Jahr mit Sicherheit in den UK-Single-Charts landen wird.

Die Rückkehr zum melodischen Rock hat Feeder gut getan, die Spielfreude ist deutlich zu spüren. Ob Feeder nach 16 Jahren doch noch zum „next big thing“ werden? Wenn die Uhh-Uhh-Chöre noch gestrichen werden, steht dem nichts mehr im Wege.

Marcel Eike

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