Rezension

De Staat

Bubble Gum


Highlights: I'm Out Of Your Mind // Tie Me Down // Phoenix
Genre: Alternative Rock
Sounds Like: Queens Of The Stone Age // Nick Cave // Triggerfinger

VÖ: 18.01.2019

Für eine Band, deren Markenzeichen eigentlich der feste Sitz zwischen allen Sound- und Genre-Stühlen ist, ist „Bubble Gum“ ein erstaunlich un-überraschendes Album. Musikalisch haben De Staat sich ein absolutes Querulanten-Image erarbeitet, trotzdem stehen sie mittlerweile für etwas ganz Bestimmtes: Clevere, tanzbare Rockmusik mit Texten, die gesellschaftspolitische Themen mit spitzem Sarkasmus sezieren und kommentieren. Waren es auf „O“ zuletzt vor allem soziale Medien und Internet-Kultur, die die beißende Lyrik von Mastermind Torre Florim zu spüren bekamen, setzt „Bubble Gum“ eine Stufe höher an und nimmt sich Filterblasen aller Art vor.

Passend, dass gleich im Opener „Kitty Kitty“ der König der Filterblase sein Fett wegkriegt: Um zu erahnen, wer mit „great deal maker/orange entertainer“ gemeint ist, braucht es jedenfalls nicht viel Fantasie. Das (vor allem online betriebene) Spiel mit Wahrheit und Fälschung und der Glaube an die unumstößliche, persönliche Auslegung von beidem ist direkt danach in „Fake It Till You Make It“ und „Mona Lisa“ schon wieder Thema und zieht sich als roter Faden auch durch die meisten anderen Tracks.

Die digitale Discokugel blitzt dabei völlig zurecht vom Cover: De Staat wuchten ihren Sound auf „Bubble Gum“ noch ein Stück weiter Richtung Tanzfläche, lassen noch öfter als zuvor Synthesizer über stampfende Riffwände lodern und sind noch ein bisschen mehr auf maximalen Groove aus. Wer den Weg von Florim und seiner Band über die vergangenen vier Alben verfolgt hat, dürfte sich darüber kaum wundern. Mittlerweile sind De Staat sogar in einem Stadium angekommen, in dem sie immer wieder an sich selbst auf früheren Alben erinnern: „Kitty Kitty“ pumpt an einem seltsamen Bassriff entlang wie einst „Sweatshop“, „Me Time“ empfiehlt sich als neue Club-Abrissbirne in „Witch Doctor“-Manier, „Phoenix“ kanalisiert die Melancholie des fantastischen „Devil's Blood“ vom Album „I_Con“.

Ein Problem? Keinesfalls: Dass einem als Referenz zu den unterschiedlichen Ausprägungen des „Bubble Gum“-Sounds vor allem De-Staat-Songs einfallen, spricht ja schon Bände über die Eigenständigkeit, mit der die Niederländer nach wie vor hantieren. Klar, ein paar Überraschungen gibt es schon – nicht alle gelingen allerdings: „Tie Me Down“ ist ein forsches Quasi-Liebes-Duett, das Torre Florim mit der Elektro-Musikerin Luwten bestreitet und das zu den Highlights des Albums gehört. „Level Up“ wagt sich allerdings so nah an chorgestützte Melodieseligkeit heran, dass es haarscharf am Kitsch entlangschrammt. Und „Pikachu“ braucht als Soundtrack zum heimlichen Spannen bei Instagram natürlich eine gewisse Schmierigkeit, gerät aber insgesamt einen Tick zu albern.

Dass der Bogen mal überspannt wird, gehört zum De-Staat-Erlebnis allerdings auch schon wieder irgendwie dazu. So gesehen erfüllt „Bubble Gum“ alle Erwartungen, die man an Florim und Co. stellen konnte, ohne sie allerdings zu übertreffen. Gemessen am kreativen Niveau ist das für eine Hörempfehlung aber auch gar nicht nötig.

David Albus

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