Rezension

Bloc Party

A Weekend In The City


Highlights: Song for Clay (Disappear here) // Sunday // I Still Remember
Genre: Indie
Sounds Like: Interpol // Editors // Muse

VÖ: 02.02.2007

It's just a little bit of history repeating. Als das Berliner Label V2 vor knapp zwei Jahren den Pressetext für das Debütalbum der britischen Band Bloc Party verschickte, schloss dieser mit den Worten: "Wer Bloc Party in den kommenden zwölf Monaten schlagen will, wird sich strecken müssen." Soviel sei verraten, dieser Satz gilt auch für 2007.

"Silent Alarm" war ein Erfolg auf der ganzen Linie. Über eine Million verkaufte Exemplare stehen bislang zu Buche, weltweit ausverkaufte Konzerte, egal ob in Japan oder Amerika, von Europa ganz zu schweigen. Auf der Welle der Begeisterung über englische Kombos waren sie ganz oben und das obwohl (oder weil) ihr Stil sich von ihren Kollegen unterschied. In diesem Jahr versuchen sie sich alle am zweiten Album, die Art Bruts, die Maximo Parks, die Kaiser Chiefs und eben auch Bloc Party.

Eines war Kele Okereke klar. Das neue Album sollte kein Silent Alarm Part 2 werden. Zurück von der Tour, packte er alle Eindrücke der Welt, die auf ihn einprasselten, in den vielschichtigen Titel "A Weekend In The City". Parties, Alkohol, Drogen, Gewalt und - Hallo 21. Jahrhundert - Terrorgefahr.

"Song For Clay (Disappear Here)" ist der Song, den Muse in den letzten Jahren nicht geschrieben haben. Ganz ruhig und zerbrechlich beginnt er, doch Melodie und Okerekes Gesang schaukeln sich immer weiter hoch. Eine wahre Freude für Adrenalinjunkies. "East London is a vampire that sucks the joy right out of me" - der Opener ist bereits das Antiserum.

"The Prayer", die erste Singleauskopplung, beginnt mit einem sakralen Summen, Beats gesellen sich dazu und die schönen Seiten des Wochenendes dürfen ran. Tanzen, Spaß haben, lieben. Beim Schreiben dieser Zeilen, so der Sänger, habe er einfach das Gehirn ausgeschaltet. Ein Einzelfall, wie sich zeigt.

Deutlich ernster ist der Text von "Where Is Home". Okereke verarbeitet den Tod des schwarzen Teenagers Christopher Alaneme, der in der Grafschaft Kent erstochen wurde - Okerekes Cousin. "In every headline we are reminded that this is not home for us" - so sein trauriges Resümee auf den nicht zu schwinden wollenden Rassismus in der Welt, angefacht durch die Berichterstattung der Medien. Auch in Hunting The Witches wird mit ihr abgerechnet. "I was an ordinary man with ordinary desires / I watched TV and it formed me" - Hexenjagd auf Unschuldige, die anders wirken. Auch Folgen der Terroranschläge in New York, Madrid und natürlich London.

"A Weekend In The City" ist eine wunderbare Platte mit herausragenden Texten und schönen Melodien, eingängiger und dennoch vielschichtiger als "Silent Alarm". Zwar fehlt der ganz große Hit, aber das lässt sich verschmerzen. Mit diesem Gesamtkunstwerk werden Bloc Party auch 2007 in den Jahrescharts ganz oben stehen.

Martin Korbach

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