Rezension

Ben Folds

So There


Highlights: Not There // Not a Fan // Phone in a Pool
Genre: Chamber Rock // Klassik
Sounds Like: Ben Folds Five // Randy Newman // The Devine Comedy

VÖ: 11.09.2015

Streicherarrangements im Pop sind häufig die Dampfwalzen unter den stilistischen Produzententricks. Hakt es bei der Songqualität, sind die Streicher aus der Konserve ein gern genutztes Mittel, um das Prädikat „anspruchsvoll“ doch noch mit Gewalt in den Songkontext zu schieben. Wenn sich allerdings Ben Folds ein renommiertes Streicher-Sextett aus New York ins Studio holt, funktioniert diese Idee hörbar gut. Schließlich hat das yMusic-Emsemble bereits Produktionen von Beck & Sufjan Stevens veredelt.
Aufgenommen in New York, Chicago, Los Angeles und seinem eigenem Studio in Nashville hat er seinen intelligenten Pop auf ein neues klangliches Niveau gehoben. So wird gleich der Opener „Capable For Anything“ in bekannter Folds-Manier von Piano und Schlagzeug vorangetrieben und währenddessen von Geigen und Flöten filigran umspielt. Das anschließende „Not a Fan“ verzichtet dann wiederum auf die treibende Kraft eines Schlagzeugs und lässt sich beinahe von den Streichern in den Kitsch-Himmel säuseln. Aber genau hier liegt der Unterschied, denn das yMusic-Emsemble agiert am Song orientiert und weiß die Kitschgrenze auf Distanz zu halten.

Die letzten drei Stücke „Concerto For Piano And Orchestra“ sind dann klassische Musik, wie sie es nur sein kann, wenn das Nashville Symphony Orchester unter der Leitung von Giancarlo Guerrero sich der Komposition Folds annimmt. Hier und da blitzen Elemente aus Folds' eigentlichem Schaffen auf, entziehen sich aber jeglichem Kritikansatz eines Pop-Kritikers, außer dieser leidet an einem anmaßendem Ego oder einer klassischen Musikausbildung.

Ben Folds gelingt mit „So There“ eine eindrucksvolle Kompilation seines Schaffens. So weiß der erste Part der LP mit wunderbarer Pop-Musik zu überzeugen und den geneigten Folds-Anhänger in seinem Fantum zu bestätigen. Der klassisch vertonte Teil „Concerto For Piano And Orchestra“ verlangt allerdings etwas Durchhaltevermögen vom Hörer, da hier die Ernsthaftigkeit den Platz der Zugänglichkeit einnimmt und etwas Geduld und Hingabe einfordert.

Sönke Holsten

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