Rezension

Battles

Mirrored


Highlights: Race: In // Atlas // Tonto
Genre: Avantgarde
Sounds Like: -

VÖ: 18.05.2007

Schon mal komplett den Verstand verloren? Also so richtig? Nicht bloß wegen Alkoholabstürzen. Das ist was für Normalsterbliche. Nein, einfach mal komplett durchdrehen, ohne noch irgendeinen Bezug zum eigenen Geist zu haben. Wahrscheinlich können die Wenigsten so eine Erfahrung vorweisen. Die Battles hingegen nehmen gleich ein ganzes Album auf, das klingt, als ob es einzig und alleine in diesem Zustand aufgenommen wurde. Was "Fear And Loathing" für das Auge ist, ist "Mirrored" für das Ohr. Ein 50minütiger Trip in eine Parallelwelt, in der man nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. Herzlich willkommen im Hirnfick deines Unterbewusstseins.

Werfen wir aber erstmal einen Blick auf die vier Wahnsinnigen hinter diesem Irrsinn. Da ist natürlich erst einmal der große Name John Stanier. Helmet-Anhänger werden verzweifelt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn sie die ersten Takte von "Mirrored" zu hören bekommen. Völlig andere Baustelle. Die restlichen Mitglieder verwundern da schon weniger. Ian Williams, Ex-Gitarrist der Math Rock Band Don Caballero, Tyondai Braxton, Sohn eines Avantgarde-Jazzers und Dave Konopka, früher bei den Progressive Rockern von Lynx. Liest sich wie eine Supergroup an verspulten Kreativköpfen und Querdenkern und nichts anderes sind die Battles auch.

Das Ergebnis berauscht, überfordert und verwirrt zu gleichen Anteilen. Um diese Musik zu verstehen, geschweige denn zu schreiben, muss man über die eigenen Grenzen hinausgehen und dorthin gehen, wo vorher noch niemand war. Dieser Versuch ist zweifellos geglückt, denn die Battles können von sich definitiv behaupten, dass sie anders klingen als jede Band vor und wahrscheinlich auch nach ihnen. Eine Supernova an Ideen tut sich da auf. Da ist es vollkommen egal, welchen Song man als Beispiel heranziehen möchte. "Atlas" sticht im Kontext vielleicht am Besten als Paradebeispiel heraus. Ein dermaßen ausgekochtes Schlitzohr hat man wirklich lange nicht mehr gehört. Erst groovt alles harmlos vor sich hin, bevor...ja, sind es die Sieben Zwerge?...die Bildfläche betreten und ein Monster von Song aus dem Hut zaubern. Plötzlich passiert alles gleichzeitig. Geflüster, stöhnende Bässe, Synthies, Pausen, Steigerungen, noch ein Keyboard, Beat, Beat, Beat...arghhhhhhhhhh...Ekstase!

Von da an gibt es nur noch zwei Auswege:
1. Man verlässt schleunigst den Highway of Crazyness, weil das Alles einfach zu viel ist. Soviel kann das Hirn nicht verarbeiten. Und überhaupt, für was soll derlei Musik überhaupt gut sein? Als Rave- Ersatz für die Indiegemeinde? Hauptsache mal völlig hemmungslos abspacken und am besten noch mit allerhand Pillen im Gepäck?
2. Man verfolgt schleunigst den Highway Of Crazyness, weil das Alles einfach zu geil ist. So bewusstseinserweitert wurde das Hirn noch nie. Für was derlei Musik gut ist, steht völlig außer Frage. Als Rave-Ersatz für die Indiegemeinde. Hauptsache mal völlig hemmungslos abspacken und das auch noch völlig ohne Pillen.

Benjamin Köhler

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