Rezension

Yo La Tengo

Fade


Highlights: Ohm // Is That Enough // Paddle Forward // Before We Run
Genre: Alternative
Sounds Like: Pavement // Built To Spill // Pixies // Sonic Youth

VÖ: 11.01.2013

Das ist immer ein schmaler Grat mit der Homogenität. Weder ein Album, welches vollständig homogen ist, ist ein famoses Gesamtkunstwerk, da es schnell zu eintönig wirkt, noch ein völlig vielseitiges Werk, welches eine innere Schlüssigkeit vermissen zu lassen mag. Die besten Alben durchzieht ein roter Faden, die Komposition ist dicht, aber es gibt eben doch Ecken und Kanten, Abwechslungsreichtum, welcher den Rahmen nicht völlig sprengt. "I Can Hear The Heart Beating As One", das 1997er Werk von Yo La Tengo, ist zum Beispiel ein solches Album. Es ist durchgehend sphärisch und melodieversunken, lebt diese Schönheit aber sowohl laut und voller schräger Gitarren ("Deeper Into Movies") als auch leise aus ("Stockholm Syndrome").

"Fade", das neueste Werk der Band, ist eines der Alben, welches sich, um eines der besten Alben zu sein, zu stark auf der zu einheitlichen Seite des Homogenitätsgrads befindet. Es ist richtig gute, harmonische Musik, und sehr schön anzuhören, aber für ein richtig gutes Album fehlen Ecken und Kanten, und speziell für Liebhaber der Band fehlt es ein wenig an schrillen Gitarren, abgedrehten Sounds. "Fade" ist mehr Indiepop als Indierock, es erinnert an die leisen, gemütlichen Parts von "I Can Hear The Heart Beating As One" oder "...And Then Nothing Turned Itself Inside Out". Hieran erinnert es aber in all ihrer Pracht und all der warmen und wohligen Grundstimmung, welche die Musik der Band transportiert. Lediglich der Gegenpol fehlt bei all der harmonischen Geschlossenheit. Auch Ira, Georgia und James werden eben so langsam alt.

So sind "Ohm" und das großartige, eingängige "Paddle Forward" die einzigen Songs, die wirklich nach der rockigen Seite des Indie klingen, den Yo La Tengo so maßgeblich mitdefiniert haben. Pavement gibt es nicht mehr, die Pixies vertouren munter ihre alten Hits und in der traurigen Befürchtung, dass Sonic Youth für immer ruhen, ist es ein Segen, dass es diese Band auch nach 30 Jahren noch gibt. Und zwar mit allem, worüber sich eine Band definiert, auch mit neuem Material. Dass dieses zwar etwas ruhiger, aber dennoch richtig schöne und gute Musik ist, ist zu verzeihen, denn Yo La Tengo sind noch da, und sie schreiben dabei auch noch großartige Songs wie "Before We Run" mit Streicher- und Bläserarrangements, anstatt sich mit ihrem bisherigen Werk zufriedenzugeben. Und das mag doch bitte schön noch lange so bleiben.

Daniel Waldhuber

Hören


"Fade" bei Pitchfork Advance hören
www.pitchfork.com/advance/1-fade/

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