Rezension
Wovenhand
Ten Stones
Highlights: Not One Stone // Kicking Bird // Kingdom Of Ice
Genre: Folkrock
Sounds Like: Sixteen Horsepower // Lilium
VÖ: 12.09.2008
Wovenhand sind wieder da. Zwei Jahre nach dem Erscheinen des letzten großartigen Albums “Mosaic” gibt es also nun neue Stücke der Country-Folk-Rock-Band um David Eugene Edwards. Aufgestiegen aus den staubigen Resten von Sixteen Horsepower ist es vor allem die düstere, melancholische Seite des Folks, dem sich Wovenhand bislang verschrieben hatten. „Ten Stones“ allerdings versucht eine Brücke aufzubauen, zwischen rockigeren Meisterwerken 16 Horsepowers wie „Secret South“ und eben jenen erwähnten ruhigeren Alben Wovenhands wie „Moasaic“ oder „Consider The Birds“, was nicht zuletzt daran liegen könnte, das mit dem Einstieg von Pascal Humbert nun 2/3 der ehemaligen Sixteen Horsepower wieder zusammen sind. Die alles entscheidende Frage auf „Ten Stones“ lautet nun: Lassen sich diese beiden zwar von ihrem Stil her ähnlichen, aber doch mit Unterschieden versehenen Spielarten des Folk vereinen?
Starten wir mit „The Beautiful Axe“. Edwards’ markante Stimme besingt wie üblich christlich geprägte Texte, die seinen Glauben ausdrücken sollen. Gottglauben, Selbstfindung, aber auch weltkritische Texte sind seit jeher eines der Merkmale vorangegangener Alben. Edwards wirkte dabei schon immer wie ein klagender Prediger auf dem Weg in die Apokalypse. „The Beautiful Axe“ ist allerdings kein besonders herausragender Stück, eher „nur“ ein weiterer Wovenhandsong. Auch das folgende „Horsetail“ klingt zwar ganz nett, mehr aber auch nicht. Auch der Rest des Albums schafft es oftmals nicht, den Hörer in eine besondere Stimmung zu versetzen. Es fehlt an Gefühl, an Dichte, kurzum, an dem, was „Mosaic“ und „Consider The Birds“ so einzigartig machten. „Not One Stone“ wäre so ein Stück, mit dem es gelingt zu begeistern und die Symbiose zu schaffen zwischen Kirche und Konzertclub. 2006 spielten Wovenhand eine Art Kirchentour, auf der sie sehr reduziert wirkten. Edwards saß bei diesen hell beleuchteten Konzerten oft allein da, mit Gitarre, Banjo, Zieharmonika, schaute auf, war Mittelpunkt des Geschehens. 2007 kam man auf „normale“ Tour und spielte in Clubs. Gitarren, Bass, Schlagzeug, der Gesang Edwards. Wovenhand waren zu einer Rockband geworden, mit biblischen Texten und bisweilen mittelalterlich wirkenden Anleihen. Das kurze „Kicking Bird“ oder „White Knuckle Grip“ sind Ergebnisse dieser Wandlung. Besonders erstgenanntes „kickt“ wirklich und zählt zu den Stücken, die dieses Album vor der Mittelmäßigkeit retten. Mittelalterrock mit Dudelsack oder Drehleiher jenseits von Kitsch und Kopie.
Experimente bringen Bands voran, heißt es oft. Bei „Quiet Nights Of Quiet Stars“ hat das leider im Falle Wovenhands überhaupt nicht funktioniert. Jenes Stück, ein unbekanntes Cover, klingt in der Wovenhand-Version so, als hätte Frank Sinatra einen Text zur Titelmelodie der Serie M.A.S.H geschrieben und die Band würde dies nun covern. Grauenvoll schmalzig. Ein wirklicher Höhepunkt ist hingegen noch „Kingdom Of Ice“, hier sorgt Edwards’ Stimme dafür, diesem Stück gleichzeitig einen klagenden, predigenden, wütenden und verzweifelten Ton zu geben. So muss eine Verkündigung im alten Testament ausgesehen haben, als Gott noch radikal war und die Menschheit auslöschte, um den wenigen, die er verschonte, neue Chancen zu geben. Ist „Kingdom Of Ice“ Abbruch und Aufbruch zugleich, so ist „His Loyal Love“ die freiwillige Unterwerfung und gleichzeitige Verneigung vor eben jenem Gott, zu dem Priestersohn Edwards seine Gebete spricht.
„Ten Stones“ mag variationsreich sein, mag einige mehr als gute Stücke enthalten, allerdings jedoch mangelt es an einem Unterton, einer Grundstimmung, die sich bislang durch die Diskografie der Beteiligten zog. So bleiben von den zehn Stücken der zehn Steine nicht viele, die als ewige Wegweiser am Feldesrand verweilen könnten.
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