Rezension
Wolfmother
Wolfmother
Highlights: Woman // Pyramid // Joker & The Thief // Apple Tree
Genre: Hardrock // Blues // Stoner
Sounds Like: Led Zeppelin // Black Sabbath // Clutch
VÖ: 02.06.2006
1971: Die Hippiebewegung hat ihren Höhepunkt erreicht. Menschen tragen zwei Meter langes Haar und befinden sich in einem einzigen Drogenrausch. Freie Liebe gilt als Lebenseinstellung und es werden so viele Babys geboren, wie noch nie. Eine Band namens Led Zeppelin hat durch eine Mischung aus Blues und Hardrock die Anfänge des Genres geschaffen, welches Black Sabbath kurz darauf zur Vollendung ausbauen sollten – Heavy Metal.
2006: Der Kapitalismus hat seinen Höhepunkt erreicht. Menschen tragen wieder Frisuren aus den Spätsiebzigern und befinden sich in einem Zustand andauernder Unzufriedenheit. Kein Sex vor der Ehe ist wieder im Aufschwung und die Geburtenrate tendiert gegen Null. Eine Band namens Wolfmother klaut bei zwei legendären und einer Vielzahl weiterer Bands schamlos deren Sounds zusammen und leitet dadurch die Renaissance einer totgeglaubten Musikrichtung ein – Heavy Metal?
Der Ausblick auf die Zukunft ist gar nicht so abstrus, wie man zunächst glauben mag. Denn Wolfmother hauen hier einen Brocken von Debütalbum raus, welcher Arsch tritt bis der Popo blutet und jetzt kommts...das alles mit traditionellen Stilmitteln! Scheiß auf die Technik. Wer braucht schon Double- Bassdrums, Talkbox oder Voice Vocoder? Durch ein Überangebot an technischen Möglichkeiten ist der Fokus auf die Musik an sich abhanden gekommen. Das wird einem erst wieder bewusst, wenn man solche Platten hört, die eine Zeitreise von über 30 Jahren hinter sich haben. Klar, kann man da Plagiat und Sinnlosigkeit vorwerfen, schließlich ist das beileibe nichts neues. Musik soll sich ja schließlich weiterentwickeln und nicht stehenbleiben oder sogar Rückschritte machen! Blablabla...
Wenn eine Band wie Wolfmother daherkommt und dem Hörer aber ein Album liefert, welches so manches Led Zep Werk in den Schatten stellt (und das sage ich als Fan), dann können solche Vorwürfe allerdings gepflegt am Allerwertesten vorbeigehen. Wen interessiert da, dass der Sänger Robert Plants Sohn sein könnte, John-Bonham-Gedächtnis-Drumming am Start ist, Riffs aus dem Wüstensand ausgebuddelt wurden oder geschätzte 100 weitere Reminiszenzen aus dem Reich der Rockmusik? Fakt ist, dass hier gerockt wird, dass man sich sofort wieder lange Haare wünscht und Hosen zwei Nummern zu eng kauft. The Return Of The Luftgitarre Brothers And Sisters!
Den Schock des potthässlichen Artworks bläst schon der Opener „Colossal“ hinweg. Der Songtitel ist dabei durchaus wörtlich zu nehmen. Und die wilde Sause aus fliegenden Haaren und Rock ´n Roller Schweiß zieht sich durchs ganze Album. „Woman“ und „Joker & The Thief“ sind Gitarrensex, „Apple Tree“ und „Tales From The Forest And Gnomes“ degradieren The White Stripes zu Statisten und das Riff von „Witchcraft“ werden wir auf der nächsten Mando Diao Platte wiederhören. Im Grunde findet man keinen schlechten Song auf dem Debüt der Australier und große Momente muss man auch nicht suchen. Beispielhaft dafür seien noch die grandiose Orgel in „Mind´s Eye“ und der sagenhafte Einstieg zu „Pyramid“ erwähnt. Die Musik ist da, jetzt muss nur noch die Modeindustrie nachziehen. Nur eine Frage der Zeit, denn:
The 70´s are dead! Long live the 70´s!
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