Rezension

Wolfmother

Cosmic Egg


Highlights: Sundial // 10000 Feet // Pilgrim
Genre: Rock
Sounds Like: Led Zeppelin // Black Sabbath // The Dead Weather // Deep Purple

VÖ: 23.10.2009

Was muss man eigentlich als Bandleader machen, damit 2/3 der Truppe aufgrund "unvereinbarer musikalischer und persönlicher Differenzen" geschlossen das Handtuch schmeißen? Aufhören, sich auf Tour zu duschen? Vorschlagen, im Studio regelmäßig Groupies dem Herren der Finsternis zu opfern? Trent Reznor sein? Die spannendsten und abstrusesten persönlichen Gründe würden sich geradezu aufdrängen - doch sind solche Begründungen realistischerweise eher unwahrscheinlich, wenn man überlegt, weswegen Myles Heskett und Chris Ross 2008 Wolfmother verließen. Blieben also nur musikalische Differenzen übrig und damit die Überlegung, ob die beiden Herrschaften eventuell etwas anderes vorhatten, als noch einmal eines der alles in allem besten Rockalben des jeweiligen Jahres aufzunehmen.

Man denke zurück an 2006: Was das australische Trio Infernale da auf ihrem Erstling ablieferte, war zwar mitnichten neu und originell, aber dafür - man verzeihe die flapsige Ausdrucksweise aufgrund des Mangels an passenderer Terminologie - rattengeil. Selten zuvor hatte es beim Versuch, Black Sabbath und Led Zeppelin ins neue Jahrtausend herüberzuretten, so gut funktioniert, die rohe Energie der ersten und das Songwriting der zweiten so perfekt zu kopieren und dabei vor allem ein Dutzend Songs auf eine unscheinbare Plastikscheibe zu knallen, die sowohl Hardrocker der ersten Stunde als auch indierockendes Jungvolk begeistern konnten. "Colossal" als seinem Namen gerecht werdender Brocken zu Beginn - Bamm. "Woman" als pures Dynamit - Bums. Und so weiter.

Bis "Cosmic Egg" eine ähnliche Fahrt aufnimmt, dauert es jedoch eine Weile - Beim eigentlich recht gelungenen "California Queen" ist vielleicht der Titel Schuld, dass es zumindest teils klingt wie die Subways mit mehr Klöten, "New Moon Rising" hat die ehrenvolle Position als Vorabsingle nur halb verdient und "White Feather" muss irgendwann im Laufe seiner Produktion mal in einen Eimer Lenor gefallen sein. Zwar wurde einst bei den Simpsons das Gerücht geäußert, Down Under würden Hüte an den Füßen getragen - warum Wolfmother ihr Zweitwerk unbedingt mit drei seiner schwächeren Songs beginnen müssen, erscheint trotzdem merkwürdig...

...vor allem, wenn im zweiten Albumdrittel mal wieder Brett auf Brett auf Brett folgt, wie man es eigentlich erwartet hätte. So könnten die verzerrten "Sundial"-Gitarren im Alleingang den halben Regenwald umsägen, "In The Morning" kann sich mit "Where Eagles Have Been" vom Erstwerk messen und zur Beschreibung von "10000 Feet" muss man sich schon anstrengen, nicht die sich sofort aufdrängende Dampfwalzenmetapher zu missbrauchen. Dass sich dann natürlich auch auf der anderen Hälfte der Scheibe immer mal wieder Stücke wie das teilzeitpsychedelische "Pilgrim" der Knutschrocker "Far Away", an dem sich Folterkapellen wie Bon Jovi oder Nickelback mal ein Beispiel nehmen sollten, tummeln, zeigt dann wieder einmal, wie sehr Wolfmother eigentlich seit jeher nur aus Andrew Stockdale bestand - und allerspätestens, wenn "Violence Of The Sun" "Cosmic Egg" abschließt wie Pink Floyd bei Gewitter, sieht man vor seinem inneren Auge, wie der Herr mit dem Lockenkopf seinen Ex-Kollegen die lange Nase zeigt. Die Herren Heskett und Ross dürften die einzigen sein, die musikalische Differenzen mit „Cosmic Egg“ haben könnten...

Jan Martens

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