Rezension

We Were Promised Jetpacks

In The Pit Of The Stomach


Highlights: Circles And Squares // Through The Dirt And Thr Gravel // Sore Thumb
Genre: (Noise-)Rock
Sounds Like: Mogwai // The Twilight Sad // My Bloody Valentine

VÖ: 21.10.2011

Eine gewagte, aber nicht abwegige Theorie: Das zweite Album jener vier Schotten, denen Jetpacks versprochen wurden, heißt „In The Pit Of The Stomach“, um die Körperstelle zu beschreiben, an der sich die neuen Songs auf Konzerten am besten bemerkbar machen. Oder, weniger kompliziert ausgedrückt: „In The Pit Of The Stomach“ ist wieder einmal laut – und lokalisiert sich von der Indie-Schublade recht deutlich in die mit dem Aufdruck „Rock“ um.

Okay, dieser Eindruck ist nicht der erste. So war der vorab veröffentlichte Song „Act On Impulse“ in großen Teilen alles, nur kein Rock: Fast drei Minuten lang wird mit Gitarren-Akkordfolge und Stampfgetrommel ein Ausbruch angedeutet, der auf Teufel komm raus nicht kommen will, aber gegen Ende wenigstens noch eine kleine Noisewand an seiner Statt ins Rennen schickt. Auch die Produktion des gesamten Albums, die irgendwo im Niemandsland zwischen gewolltem und charmantem LoFi und klar abgemischten Soundschichten schwebt, gibt nicht gerade den Weg Richtung Hall Of Fame vor.

Was so manchen der Songs aber dann schließlich endgültig Einlassverbot in der Indiedisco erteilt: Die schiere Wucht und Lautstärke, hinter der man die immer noch vorhandenen Popmelodien immer wieder herausschälen muss – so dreht alleine der Opener „Circles And Squares“ den Regler erstmal in fast Mogwaihöhen, bevor sich die Gitarrenmelodie dann doch noch irgendwann gegen puren Lärm um die Vorherrschaft über den Song rangeln darf. Hat die Melodie hier und in den ebenfalls genau das richtige Maß treffenden „Through The Dirt And The Gravel“ und „Human Error“ noch gute Erfolgsaussichten, tendieren viele der anderen Songs beinahe schon in Richtung Noiserock. Subtrahierte man den Gesang, könnte man „Sore Thumb“ wiederum fast einer jener Postrockbands zurechnen, die statt sanfter Klanglandschaften lieber so schnell wie möglich die Dampframme rausholen. Das epochale „Pear Tree“ schließlich setzt das Ausrufezeichen hinter die neue Selbstdefinition von We Were Promised Jetpacks anno 2011, und wenn der Song nach einem reinen Donnerwetter aus Gitarren schließlich im Echo des Gesangs verschwindet, bleibt der Mund offen stehen. Der Rest ist Stille – so selten das bei dieser Band auch ist.

Jan Martens

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