Interview

We Were Promised Jetpacks


Wir von helga-rockt.de scheinen nicht die einzigen zu sein, die auf die Jungspunde von We Were Promised Jetpacks stehen: So sind Adam Thompson (Gesang/Gitarre) und Darren Lackie (Schlagzeug) während ihres Interviews mit uns nicht nur mit den Fragen, sondern außerdem mit einem Schwarm Mücken beschäftigt, der sich an frischem schottischen Blut laben will. Da kann man nur sagen: Willkommen beim Immergut Festival.

Hi Jungs! Ist dies für euch der Auftakt der Festivalsaison?

Adam Thompson: Nein, wir haben schon eins in Groningen gespielt.

Ihr müsst Festivals ziemlich mögen, oder? Dort wird schließlich niemand von euch erwarten, Zugaben zu spielen, was ihr ja gerne konsequent verweigert.

Darren Lackie: (lacht) Ja, wir spielen ja bei unseren Einzelkonzerten schon keine, dann hier erst recht nicht.

Adam: Es ist ja nicht so, dass wir keine Zugaben spielen wollen, aber wir haben eben auch nur ein Album, das nicht einmal eine Stunde dauert. Es würde überhaupt keinen Sinn ergeben, 40 Minuten zu spielen, sich dabei einen guten Song aufzusparen, wiederzukommen und ihn dann erst zu spielen. Total sinnlos, deswegen hasse ich es auch, wenn Leute deswegen rumheulen.

Und trotzdem machen es eine Menge Bands. Was euch ebenso etwas hervorzuheben scheint: Während andere Bands eigentlich immer „alte Helden“ wie die Beatles, Velvet Underground oder wen auch immer als Einflüsse angeben, sagt ihr einfach: Nö, Biffy Clyro!

Darren: Ja, niemand von uns hört wirklich Bands, die es länger als ca. zehn Jahre gibt. Bands aus unserer Gegend, neue Bands...

Adam: Viel schottische und amerikanische Musik. 

A propos schottische Musik: Irgendwie scheint es in jedem Interview mit einer schottischen Band ein Muss zu sein, über den Einfluss der schottischen Herkunft auf die Musik zu reden. Habt ihr eine Idee, warum das gerade bei Schottland so ein wichtiger Aspekt zu sein scheint?

Adam: Ja, es werden kaum amerikanische Bands danach gefragt, oder englische, es scheint irgendwie immer Schottland zu sein. Dabei ist Schottland auch nur ein blödes Land, in dem wir leben, mit viel Armut und Herzkrankheiten.

Darren: Wir wissen auch nicht, woran das liegt. Wir wissen auch nie wirklich, was wir antworten sollen, weil wir nicht wirklich glauben, von Schottland beeinflusst zu sein.

An schottischer Musik scheint auch besonders, dass Musiker aus anderen Ländern ihre Akzente immer gerne verstecken, während schottische Sänger sie beinahe schon betonen.

Adam:
Ich weiß nicht, ob ich das betonen nennen würde. Wenn wir reden, wirkt es auch nie komisch oder dämlich oder so. So reden wir nun einmal alle, daher fühlt es sich auch natürlich an, so zu singen. Ich habe schon öfters Bands gesehen, die das nicht tun und dann mit einem amerikanischen oder englischen Akzent singen, das ist doch unnormal. Außerdem gibt es ja auch schon eine Menge toller Bands mit schottischem Akzent wie Twilight Sad oder Frightened Rabbit, auch daher ist das eine coole Sache. 

Ich habe einmal Amy MacDonald live gesehen – Gesang im klarsten Queen's English, aber bei den Ansagen habe ich kein Wort verstanden.

Darren: (lacht) Ja, sie ist aus dem Westen, da ist ihr Akzent noch stärker. In Edinburgh bei uns ist es nicht so stark, wenn ich unsere Songs anhöre, erkenne ich auch überhaupt keinen Akzent. Das ist wirklich komisch, wenn man bedenkt, dass Leute ihn irgendwie immer erwähnen, wenn sie über unsere Shows, unser Album oder was auch immer reden...

Euer Albumtitel „These Four Walls“ scheint auch gerne mit Schottland und dem anscheinend typisch schottischen Bedürfnis nach einem gemütlichen Zuhause, Familie et cetera verbunden zu werden. Das kann ich nachvollziehen, aber das Haus auf dem Albumcover wirkt irgendwie eher bedrohlich für mich.

Darren: Ja, es ist auch in der Tat ein leeres Haus in einem verlassenen Dorf, also...

Also ein wirkliches Foto? Das Cover wirkte für mich wie eine Computergrafik.

Adam:
Ja, der Künstler, der das Artwork entwickelt hat, ist auch wirklich gut. Wir haben ihm einfach die Ideen mit auf den Weg gegeben: „Orte, wo Menschen sein sollten“ oder „Orte, wo Menschen nicht sein sollten, es aber sind“. Ersteres ist dieses Haus auch: Normalerweise liegt zum Beispiel Spielzeug im Garten eines Hauses herum, Leute halten sich darin auf, Gardinen hängen im Fenster. Nicht so hier, einfach nur ein nacktes Haus. 

Das Cover der „The Last Place You'll Look“-EP wirkt etwas, als wäre ein Strommasten auf dieses Haus gefallen.

Adam: Ja, uns wurden circa 15 Fotos gegeben, die ursprünglich für das Album gedacht waren, die wir im Endeffekt dann aber für alle Singles und die EP verwendet haben. Sie waren alle so gut, deswegen wollten wir sie auch alle nutzen.

Wo wir bei der EP sind: Sie klingt viel ruhiger als das Album. 

Adam: Ja, das war auch Absicht. Wir stellten es uns lustig vor, mal etwas Anderes zu machen. In den Songs davor ging es immer darum, entweder sehr aufrichtig und emotional oder sehr laut und chaotisch zu sein. Da wollten wir mal ein Zwischending probieren. Als wir das Album aufnahmen, hatten wir alle Songs auch schon lange fertig geschrieben, was bei der EP ganz anders war. Wir haben sie erst im Studio fertig geschrieben.

Ist das auch ein Weg, den ihr weiter gehen möchtet?

Adam: Nein, nein. Wir haben schon mit dem nächsten Album begonnen, was bisher sehr viel rockiger klingt. Die EP war quasi nur „Fans Only“ für Leute, die uns sowieso mögen und kein Ausblick auf Zukünftiges. Wir wussten zum Beispiel auch, dass wir mal Geigen und Blechbläser ausprobieren wollten, bevor wir überhaupt die Songs dazu hatten. Wir hätten das zwar auch alles in das Album packen können, aber da eben die Songs schon fertig waren, hätte es sich komisch angefühlt, noch mehr hineinzustopfen. Und bei zukünftigen Alben wäre das Problem, dass die Songs live möglichst wie auf Platte klingen sollen, wir aber kein Geld haben, Streicher auf Tour mitzunehmen. 

Nochmal zum neuen Material, da du es gerade erwähnt hast: Das soll also lauter werden?

Adam: Ja, genau. „These Four Walls“ hatte ja auch viele Höhen und Tiefen, Veränderungen in der Dynamik, da wird das neue Album wohl etwas konstanter werden. Wir haben es vielleicht zu einem Drittel fertig geschrieben und wollen nächste Woche einmal ein paar Demos aufnehmen.

Eine letzte Frage: Ich werde euch nicht die ausgelutschte Frage stellen, wo euer Bandname herkommt – stattdessen möchte ich von euch wissen, was der schlimmste Bandname ist, den ihr kennt.

(Lange, mit ääähs und hmmms gefüllte Denkpause)

Adam: Es muss doch ein paar beschissene geben.

Darren: Ich habe kürzlich erst einen bei Myspace gesehen, den hab ich aber auch vergessen. Aber „Butthole Surfers“ ist mal komplett bescheuert.

Dann besonders gute?

Darren: Ich weiß nicht mal, was einen guten Bandnamen ausmacht. Man hat einfach einen Namen und fertig. 

Adam: „Seven Year Dungeon Beard.“

Darren: (lacht) Was? 

Adam: Habe ich irgendwo auf einem Club-Klo gelesen. Da muss man sich nur einmal umschauen und sieht überall Sticker mit den wildesten Namen.

Jan Martens

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Rezension zu "The More I Sleep The Less I Dream" (2018)
Rezension zu "Unravelling" (2014)
Rezension zu "In The Pit Of The Stomach" (2011)
Rezension zu "These Four Walls" (2009)
Konzertbericht (2010)

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