Rezension
Tokyo Police Club
Elephant Shell
Highlights: In A Cave // Juno // Tessellate // The Baskervilles
Genre: Power-Pop // Indie-Rock // Post-Punk
Sounds Like: Los Campesinos! // Wolf Parade // Mumm-Ra // The Strokes
VÖ: 16.05.2008
Gehen wir einmal 15 Monate zurück. Ich nehme an, es war kalt, ist's ja für gewöhnlich im Februar: Man hofft auf Schnee und bekommt keinen, bereut erstmals die gefühlten 10.000 Pralinen, die über die Weihnachtszeit den Weg in den Mund fanden, und kann sich auch sonst kaum noch an einen der vielen guten Vorsätze für das neue Jahr erinnern. So läuft's doch immer, ganz normal. Nicht so gewöhnlich war im besagtem Februar hingegen die damals in Musikkennerkreisen kursierende „A Lesson In Crime EP“ der Kanadier vom (wie paradox) Tokyo Police Club. Auch wir von Helga-Rockt jubelten kollektiv, was bei Liedern wie „Nature Of The Experiment“ oder „Be Good“ nur logisch war: “...ein Newcomer, der verdammt groß rauskommen könnte.“ Heute wird abgerechnet.
Fangen wir mit dem an, was sich seit der EP nicht groß verändert hat: Die Lieder sind kurz. Sehr kurz. Noch kürzer als der Zweitligaaufenthalt der TSG Hoffenheim, im Verhältnis jetzt. Nur ein einziges Mal wird die epische 3-Minuten-Grenze, die früher noch ein absolutes Tabu war, gesprengt, was jedoch ebenso wenig wie die sauberere Produktion ins Gewicht fällt. Viele bzw. ausschließlich Hits gibt es immer noch. Dass man sich bei einigen davon die Hände blutig klatschen kann, was zu den von uns bereits zu EP-Zeiten prophezeihten Schlachthaus-Verhältnissen führen könnte, sei auch erwähnt.
Und was hat sich nun verändert? Gar nichts?! Naja, zumindest ist das Albumcover diesmal größtenteils schwarz und nicht mehr weiß, die Titel anders und die vier Jungs mit der Schule fertig. Spaß beiseite, zum Glück hat sich kaum etwas verändert! Allein „In A Cave“ hätte es eigentlich verdient, ein größerer Hit als alle Bloc-Party-Lieder zusammen zu werden. Während Schlagzeuger Greg Alsop den coolsten Beat seit langer Zeit abliefert, erläutert Frontmann David Monks kurzerhand den Albumtitel: „Elephant Shell / You're my cave and I've been hiding out / Will you tell me a little bit about / A bit about yourself“ Wer träumt nicht von so einem Ort?
Dieses hohe Niveau bleibt die gesamten 28 Minuten bestehen: „Graves“ zeigt wie ein Lied bombastisch und roh zugleich sein kann, „Juno“ setzt die richtigen Klavierakkorde, „The Harrowing Adventures Of...“ ist, man glaubt es kaum, eine Ballade und „The Baskervilles“ ist der einzig richtige Abschluss, bei dem man sich final nochmal richtig die Handflächen zertrümmern kann. Aua. Um nun noch eine Art Fazit zu verfassen, folgendes: Einst las ich über das zweite Art-Brut-Album, dass man den selben Witz nicht zweimal erzählen könne, was ich in deren, aber nicht im Falle Tokyo Police Club, vollstens unterstütze. Selben Witz nochmal erzählt – doppelt so laut gelacht.
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