Rezension
To Kill A King
To Kill A King
Highlights: Compare Scars // The Chancer // School Yard Rumours // Musicians Like Gamblers Like Drunks Like Me
Genre: Indie-Rock // Indie-Pop
Sounds Like: Frightened Rabbit // Marcus Foster // Emily And The Woods
VÖ: 27.02.2015
Die kürzestmögliche Partie, die im Schachspiel zum Matt führen kann, nennt sich Narrenmatt und ist bereits nach zwei Zügen pro Spieler gespielt. Die Farbe, die den Vorteil des ersten Zuges hat, verliert also auch – durch den Tod ihres Königs. Albumcover sei Dank ist die Schachmetaphorik bei den fünf Jungs von To Kill A King spätestens nun, mit dem selbstbetitelten zweiten Langzeitspieler, nicht mehr zu übersehen: Ein Spiegelbild von Alt und Jung beim Schachspiel, nachdenklich posierend, immer zwei Züge vorausdenkend, so scheint es.
„To Kill A King“ beginnt vielversprechend und erinnert mit den ersten Melodien an Album Nummer eins, das Anfang 2013 die vielleicht schon zu zerlaufen drohende Indiegemeinde überraschte. Opener "Compare Scars" beginnt ruhig, atmet beinahe schon ein, um sich mit lauten Riffs zu präsentieren. „Keep your head straight“, singt Frontman Ralph Pelleymounter und Melodie, Text und Vorfreude auf die kommenden Minuten stimmen. Bis dann Track zwei beginnt. Das Intro klingt funkig-stumpf, die Strophen wackeln auf klapprigen Gitarrenrhythmen herum und der Refrain, der anscheinend um jeden Preis irgendwie im Kopf des Hörers hängen bleiben soll, besteht lediglich aus dem Liedertitel „Love Is Not Control“ und nervt mit Plumpheit. Das Intro des anschließenden „Oh My Love“ ist da nicht besser, was einzig dem Hintergrundchor aus krakeelenden Ahahaaas zu verdanken ist. Die tauchen ab Minute zwei nicht mehr auf und das Lied kann dann doch was. Ab der zweiten Hälfte des Albums lohnt es sich, nochmal aufzuhören. „The Chancer“ startet mit Klängen, die man sonst von The Temper Trap gewöhnt ist, hält sich melodisch aber bedeckt und lässt Pelleymounters wunderbarer Stimme mehr Platz. Mit „School Yard Rumours“, „Good Times“ und besonders „Musicians Like Gamblers Like Drunks Like Me“ findet „To Kill A King“ seinen Höhepunkt. Vor allem mit letzterem, das gut und gerne an Bombay Bicycle Club erinnert und der wohl stärkste Track des Albums ist. Der Rest der LP läuft einfach so durch die Gehörgänge. Zwar bleibt partiell auch mal was hängen, aber das sind dann eher Dinge wie das verzerrte Echo, das neben Reggaeklängen in „World Of Joy“ auftaucht und an einen Erpresseranruf erinnert oder die Kabarettmusik, mit der das Album endlich seinen Ausklang findet. Endlich nicht etwa deshalb, weil die CD per se schlecht ist, sondern eher, weil man erst einmal etwas Ruhe braucht, um seinen Schockzustand zu verarbeiten. Puh.
„To Kill A King“ ist eine gute, ja, eine großartige Band, mit einem Frontmann, dessen Stimme mit einer solchen Präsenz strahlt, dass es tatsächlich einfach nur schade ist, dass sich die Band für Album Nummer zwei dazu entschlossen hat, ihr Potenzial hinter das Gangbare der Radio-Refrains zu stellen, denn das kommt ihr absolut nicht entgegen. In der Musik darf natürlich ausprobiert und sich verändert werden, doch To Kill A King wollen sich mit dem Stil des gleichnamigen Albums „gefunden“ haben, sagt sie. Wirklich?
Unterm Strich heißt das also, dass mit dem Privileg der Veröffentlichung dieses zweiten Albums die Entscheidung auf ein Einbüßen des Bandpotenzials zugunsten erhoffter Radiokracher und großer Bühnen einhergeht und die Band an dem verliert, was sie ausmacht – und damit enttäuscht. So ist mit der zweiten LP quasi nach zwei Zügen das Spiel vorbei und der König geschlagen. Narrenmatt.
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