Rezension

Tindersticks

The Waiting Room


Highlights: Help Yourself // Hey Lucinda // Fear Of Emptiness // We Are Dreamers
Genre: Pop Noir
Sounds Like: Nick Cave & The Bad Seeds // The National // Bill Callahan // Antony & The Johnsons

VÖ: 22.01.2016

Eigentlich muss man die Tindersticks nicht mehr groß erklären. In über 20 Jahren hat sich die Band um Stuart A. Staples ihre eigene Nische ertextet und -musiziert, ihr Pop Noir spielt in einer eigenen Liga. Wenn eine Band, die so ernst und behutsam mit sich selbst ist, vier Jahre für ein Album braucht, dann ist die Spannung groß. Vor allen Dingen, wenn Stuart A. Staples selbst sagt, das Album sei aus einem „Riesenhaufen Ideen“ zusammengeschrumpft, ein Werk, das aus einer Sammlung „erster oder zweiter Takes von gemeinsamen Momenten“ entstanden ist. Und natürlich enttäuschen die Tindersticks nicht.

„Help Yourself“ war der erste fertiggestellte Song, eine charmant groovende Nummer, griffige Basslinie, pointierte Bläsereinsätze, und dazu Staples’ unverwechselbarer Spoken-Word-Textstil. Die Aufgabe, ein Album, in dessen Zentrum dieser Song steht, zu schreiben, meistert die Band mit Bravour. Der letzte Song, den sie dafür findet, ist eine Coverversion von „Follow Me“ aus der „Meuterei der Bounty“ von Bronislau Kaper – als Opener der Platte. Was sicher nicht die naheliegendste Idee war, öffnet die Welt zu „The Waiting Room“ für den Hörer auf wundersame Art und Weise. Der Gesang zu „Hey Lucinda“ wurde von Lhasa de Sela schon im Jahre 2010 aufgenommen – kurz bevor sie auf tragische Art verstarb. Staples benötigte viel Zeit, um sich wieder an die Aufnahme zu wagen – der bewegende Take findet sich auf diesem Album.

Auch „The Waiting Room“ ist ein großartiges Tindersticks-Album. Es hält stets die Spannung zwischen Melancholie, Zerbrechlichkeit und Tiefsinn, der gefühlt zentrale Song ist das instrumentale „Fear Of Emptiness“. Ein wunderbares Stück Musik. Die Tindersticks klingen wie Nick Cave & The Bad Seeds ohne ihre dunkelsten Energien, wie eine behutsamere Version von The National, aber eigentlich klingen sie einfach nur nach sich selbst. Mit so einem schönen Album so spät in der Karriere kann der Weg gerne noch lange so weitergehen.

Daniel Waldhuber

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