Rezension
The Tallest Man On Earth
There's No Leaving Now
Highlights: 1904 // Bright Lanterns // On Every Page
Genre: Singer-/Songwriter // Folk
Sounds Like: Bob Dylan // Bowerbirds // Dan Bern
VÖ: 08.06.2012
Klingt nach den amerikanischen Wurzeln des Folk, ist aber aus dem gegenwärtigen Schweden. Wir hören hier auch keinen jungen, noch stürmenden Bob Dylan, sondern Kristian Matsson: The Tallest Man On Earth darf sich den Vergleich mit Bob dem Großen und die Feststellung seiner Nähe zum Americana zum weißnichtwievielten Male gefallen lassen und singt uns auf seinem dritten Album trotzdem in ganz persönlicher Manier Geschichten von all dem, was das Gemüt eines Folk-Künstlers nun mal so bewegt.
Das Ganze erscheint dann irgendwie typisch. Typisch Singer-/Songwriter und typisch The Tallest Man On Earth: Die Gitarre gibt sich weitgehend akustisch, hier und da bekommt sie ein bisschen Elektronik, die Pedal Steel ist zu hören, an manchen Ecken ertönen Holzbläser und das Schlagzeug gibt einen einfachen Rhythmus vor. Herzstück sind und bleiben bei The Tallest Man On Earth auch zum dritten Mal die Stimme und der Text. Und genau das ist auch gut so!
Zehn Songs hat Matsson sich so zusammengespielt und zeigt damit, wie virtuos man klare Strukturen und Einfachheit umsetzen kann. Mit „To Just Grow Away“ eröffnet er seine Platte und beweist, dass er neben allem Schwermut, die seine Musik häufig bestimmt, auch musikalisch leichte Seifenblasen pusten kann. Im Kontrast zum beschwingten Anfang und ersten Drittel von „There's No Leaving Now“ kriechen vor allem „Wind And Walls“ oder das letzte Stück des Albums „On Every Page“ geduckt, melancholisch und schwermütig heran. Ein Dualismus, der Matsson stets zu begleiten scheint, zwei Seelen in einer Brust, die sich am Ende des Tages offensichtlich aber dennoch gerne für die sehnsüchtig in die Ferne schauende Variante entscheiden.
Und warum wird man nicht müde, The Tallest Man On Earth in all seiner vorhersehbaren Eigentümlichkeit im Ohr zu haben? Ganz klar und selbstverständlich: Hier begegnet einem keine zurechtpürierte Konservenpampe, sondern jemand, der seine Schmirgelpapierstimme in ihrer gesamten Quäkigkeit durch seine kleinen Geschichten jagt und der immer gekonnt das Gefühl vermittelt, dass es jetzt gerade die beste Sache der Welt wäre, sich ans Lagerfeuer zu setzen, Matsson mit seiner Gitarre einzuladen, gemeinsam ein paar Bier zu trinken und etwa folgenden Zeilen zu lauschen: „Your fear of the leading light, if they are with you and your heart won't fail. To see through a fearless eye. And know that danger finally goes away. Still you're trying. But there's no leaving now.“
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