Dass man mit Superlativen sparsam umgehen soll, ist bekannt – dass Kristian Matsson alias der größte Mann der Welt dies von Grund auf nicht tut, ebenso. Eigenüberschätzung? Ironie? Provokation? Man weiß es nicht. Dafür aber, dass Schweden nicht erst seit José Gonzàles ein gutes Pflaster für Songwriter ist. „The Wild Hunt“, Matssons zweites Album, setzt diese Tradition bravourös fort.

Schnell zeigt sich dem Hörer, was sich seit „Shallow Graves“, dem zurecht gelobten Vorgänger, getan hat: nichts. Naja, fast. Ist aber auch nicht schlimm, denn eine solche Leichtigkeit zweimal in Folge hinzubekommen, ist aller Ehren wert. Vom intensiven Gitarrenspiel getragen, geben sich die Stücke stets melancholisch und doch hoffnungsvoll – ein Frühlingsalbum, ja, so kann man es nennen. Und nochmal ja, es ist schön zu hören, dass es auch nach fast 50 Jahren immer noch Alben gibt, die mit den Mitteln eines „The Freewheelin' Bob Dylan“ auskommen und begeistern.

Vom erfrischenden Titelstück über das wunderbare „You're Going Back“ und die seit Wochen bekannte Power-Single „King Of Spain“, kommt spätestens mit „Love Is All“ die Lust, Holz für ein Lagerfeuer zu sammeln – und damit nicht genug: In bester „Forever Young“-Manier beschließt das mitreißende „Kids On The Run“ das halbstündige Folk-Spektakel. Die verhältnismäßig epische Spieldauer ist hierbei längst nicht das Außergewöhnlichste: Mit brachialen Klavierakkorden unterlegt ist es überhaupt das erste gitarrenlose Stück aus Matssons Feder und somit die Erklärung für das "Naja, fast" einige Zeilen zuvor – man will dem geschätzten Leser ja keine Erklärung schuldig bleiben.

Paul Weinreich

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