Rezension

Telekinesis

12 Desperate Straight Lines


Highlights: Car Crash // Gotta Get It Right Now
Genre: Indiepop/-rock
Sounds Like: Rhesus // White Rabbits // The Shins

VÖ: 11.02.2011

Leute, es ist Februar. Das heißt, der Kalender sagt, wir haben noch zweieinhalb Monate Winter. Das Wetter ist – mit Verlaub – scheiße, es war scheiße und es wird vermutlich bis Mai scheiße bleiben. Nachts lassen einen wilde Phantasien von Karibik-Stränden nicht schlafen und da kommt ihr auf die Idee, die erste Sommerplatte des Jahres auf den Markt zu schmeißen. Ja, genau so eine Platte mit luftigen Gitarren, anschmiegsamen Melodien und vielen sinnfreien Textzeilen (Bababababs oder wahlweise auch Lalalas).

Schuldig im Sinne der Anklage sind in diesem Fall Telekinesis, die Seattler Band von Mastermind und Multiinstrumentalist Michael Benjamin Lerner. Der schafft es, so viele Songschichten übereinander zu stapeln, dass man meinen könnte, es handle sich um eine fünfköpfige Truppe. Leider bedeutet dies musikalisch aber nicht, dass Lerner außergewöhnliches auf die Beine stellt: „12 Desperate Straight Lines“, so der Titel der Nachfolgeplatte des 2009er Debüts, ist vielmehr anschmiegsamer, schnurrender Indie-Pop, der mal hier nach Rhesus, da nach den Shins und da hinten nach Death Cab for Cutie klingt. Leicht, locker, fröhlich, Sommerplatte eben.

Das Album kann man wohlwollend als „rundes Werk“ bezeichnen oder, weniger wohlwollend, als „ziemlich flach“. Lerner meint es gut mit uns, da werden dem Hörer keine Ausbrüche, Experimente und Gehörgang-Belästigungen zugemutet. Vielmehr gaukeln Songs wie „You Turn Clear In The Sun“ oder „Car Crash“ eine leichte Sommerbrise vor, lassen das Ruderboot am Baggersee angenehm schaukeln. Umso mehr schlägt die Realität zu, wenn man sich, samt Musik im Ohr, auf dem Weg zur U-Bahn wegen des verdammten Glatteises auf die Klappe legt. Highlight des Werkes? „Gotta Get It Right Now“. Lowlights? Gibt’s auch, die fallen aber unter der blankpolierten Oberfläche von „12 Desparate Straight Lines“ nicht weiter auf.

Vielleicht liegt es ja an den kurzen Tagen, dem mangelnden Sonnenschein, den Resten des Weihnachtsspecks: Aber das Gefühl, dass man mit der Veröffentlichung der Platte lieber noch ein paar Monate gewartet hätte, bleibt. Oder auch das Gefühl, dass Lerner beim nächsten Mal doch noch ein bisschen tiefer in der Ideen-Schublade wühlen sollte. Tiefgang, please!

Lisa Krichel

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