Rezension

Portugal. The Man

Evil Friends


Highlights: Creep In A T-Shirt // Modern Jesus // Hip Hop Kids // Atomic Man // Purple Yellow Red And Blue
Genre: Indie-Rock
Sounds Like: Of Montreal // The Dear Hunter // MGMT // Minus The Bear

VÖ: 31.05.2013

„Nur damit du Bescheid weißt – ich habe eigentlich keinen Bock, eine Rockband aufzunehmen.“ Kategorie: Dinge, die man nicht unbedingt hören möchte, wenn man (als Rockmusiker) bei Danger Mouse klingelt und auch das Erste, was sich John Gourley während eines spontanen Besuchs bei einem der vielleicht wichtigsten kontemporären Musikproduzenten anhören durfte – allerdings auch ein früher Schritt auf dem Weg zu einem Album von Portugal. The Man, das mit gut zwei Jahren geradezu unerhört lange auf sich warten ließ.

Für den wohl größten musikalischen Export Alaskas wird dann wohl gesprochen haben, dass es sich bei Portugal. The Man eben nicht um eine herkömmliche Rockband, sondern um eine Art Chamäleon in ihrem Genre handelt, die ihre musikalischen Farben in gerade einmal sechs Jahren von progressivem Bluesrock („Church Mouth“) über Psychedelic („Censored Colors“) hin zu Westcoast-Pop („The Satanic Satanist“) änderte. An dessen Sommerlichkeit, die in „In The Mountain In The Cloud“ noch höhere Temperaturen erreichte, orientiert sich „Evil Friends“ durchaus auch, lässt Danger Mouse allerdings ebenfalls merklich Einfluss auf die Pigmentierung nehmen.

So macht sich dessen Hiphop-Affinität nicht nur im Titel von „Hip Hop Kids“ bemerkbar, sondern lässt auch den dazugehörigen Song sowie insbesondere „Modern Jesus“ mit seinen Synthies so unbeschwert wirken, dass man allein ihretwegen eigentlich auf ein Cabrio sparen müsste. In vielen Fällen scheint es hier, als wäre im Kontrast zur glasklaren Produktion der vielfältigen Instrumentierung – inklusive Synthies und Bläsern – der prototypisch verzerrte Gesang John Gourleys entgegen gesetzt worden, was das Gesamtpaket gleich noch lässiger wirken lässt. Gutes Beispiel: Die erste Single „Atomic Man“ – wer diese als Indie-DJ nicht in sein Repertoire aufnimmt, sollte eigentlich ohne große Diskussion hochkant gefeuert werden.

Und doch ist die Stärke von „Evil Friends“ gerade, dass es klanglich bei weitem nicht so festgelegt ist, wie es seine Vorgänger manchmal noch zu sein schienen: Der Titeltrack in etwa hätte – etwas lauter und eventuell kürzer – auch den Thermals zu Gesicht gestanden, im Opener „Plastic Soldiers“ schleicht sich dann endgültig der Einfluss eines Projektes wie Broken Bells ein und der große Bluesrock von „Church Mouth“ – naja, an dessen Stelle gönnt sich „Purple Yellow Red And Blue“ einfach zum Abschluss des Albums nochmal das Gitarrenriff des Jahres. Ein solches Werk kann dann auch darüber hinwegtrösten, dass man 2012 zum ersten Mal seit dem Debüt der Band ohne ein Album von Portugal. The Man auskommen musste – und dass ein gewisser New Yorker Produzent in Zukunft auch mal wieder mehr Bock auf die Zusammenarbeit mit Rockbands haben wird, sollte hiermit ebenso gewährleistet sein.

Jan Martens

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