Interview

Portugal. The Man


Das erste Album war eine der Überraschungen des vergangenen Jahres. Der Nachfolger steht kurz vor der Veröffentlichung. Grund genug, um Portugal.The Man, während ihrer mittlerweile zweiten Deutschlandtour innerhalb weniger Monate, im Biergarten des Konstanzer Kulturladens zum Gespräch zu bitten. Nachdem man nach kurzer Suche auch John aufgetrieben hatte, konnte es losgehen.

Als ich euren Bandnamen zum ersten Mal hörte, war ich etwas überrascht, dass ihr aus Alaska kommt. Habt ihr einen bestimmten Bezug zu Portugal, oder war es mehr eine spontane Idee?

Zach: Es war eine ziemlich spontane Idee. Wir hatten einen Grund, glaube ich, warum wir die Band nach einem Land nennen wollten, aber Portugal zu nehmen, war... (Josh und Jason flüstern sich was zu und lachen). Habe ich etwas auf meinen Zähnen? (versucht, es wegzumachen)…Oh, ein großes Stück Grün.

John: Es ist weg. Das war super Arbeit

Jason: Take: 2

Es gibt also keine Beziehung?

Zach: Keine Beziehung.

Alaska ist jetzt nicht gerade bekannt für eine belebte Musikszene.

Zach: Nicht wirklich. Es gibt ein paar Bands, die aus Alaska kommen, aber nicht wirklich viele.

John: Was oft passiert, speziell in letzter Zeit, ist, dass viele Bands aus Alaska nach Portland gehen, sich dort mit Bands aus Portland vermischen und dann quasi Bands aus Portland werden. Wir repräsentieren Alaska und Portland. Ich denke, viele Bands aus Portland zählen nur allein als solche, weil sie nun dort leben.

Zach: Jason ist aus Portland.

John: Wir sind auch eine dieser Bands (lacht).

Hat die Zeit, die ihr in Alaska verbracht habt, eure Musik beeinflusst?

Zach: Ich denke es war mehr das Verlassen Alaskas und die Reise in die Staaten. Der drastische Unterschied in allen Bereichen: Kunst und Musik, die Menschen allgemein. Ich denke, das ist das, was am meisten beeinflusst.

John: Es ist lustig, dass das Verlassen Alaskas uns mehr beeinflusst hat, als dort zu leben (allgemeine Zustimmung). Es gibt viele verschiedene Dinge. Die Landschaft, zum Beispiel, trägt einen ziemlich großen Teil bei. Das kommt sicherlich von unserer Jugendzeit in Alaska. Aber meistens geht es um Menschen und Menschen sind überall gleich.

Am Anfang eurer Karriere gab es für euch einige Schwierigkeiten. Wie war das für euch?

Zach: Wir hatten verschiedene Probleme

John: Große Probleme. Zum einen hatten wir kein Label. Also haben wir soviel Geld gespart, dass wir unsere Platte aufnehmen konnten. Der Typ, der uns produziert hat, verschob die Studiozeit ständig, so dass wir gezwungen waren, auf Sofas zu schlafen, da wir unser ganzes Geld für das Studio zurückhielten. Als wir dann tatsächlich endlich ins Studio durften, wurden wir gerade von unserem Label aufgenommen.

Ihr tourt sehr viel, sowohl hier, als auch in den Staaten. Wie wichtig ist es euch, live zu spielen?

Zach: Sehr. Das ist das, was wir am liebsten machen. Wir wollen beschäftigt bleiben, weil es uns so viel Spaß macht. Wir nehmen nur für die Zeit im Studio eine Auszeit vom Touren.

John: Es hilft, der Band zu wachsen, wenn man so oft wie möglich live spielt, wie wir es machen. Es bringt uns und die Musik enger zusammen.

Die letzte Tour in Deutschland war überhaupt das erste Mal außerhalb der Staaten. Habt ihr irgendwelche Unterschiede bemerkt?

Zach: Wie ich dir schon vor dem Interview erzählt habe, gibt es sehr viele Unterschiede. Jeder hier ist nett und hilfsbereit. Das Publikum ist fantastisch, es scheint so zu sein, als ob Deutschland voll von offenen Musikfans ist, im Gegensatz zu den Staaten, wo viele Leute nur ein spezielles Genre mögen. Hier scheint es, das die Leute viel Verschiedenes hören und mögen, was sehr cool ist. Es ist sehr nett hier.

John: Es ist witzig, wenn man die Musikmagazine vergleicht. Ich würde sagen, es gibt in jedem Genre gute Bands. Ich kann die deutschen Magazine nicht lesen, aber durch die Bilder hab ich bemerkt, dass die Bands aus so vielen verschiedenen Richtungen kommen. Bei den meisten Magazinen zu Hause, weißt du, bevor du es kaufst, welcher Musikstil thematisiert wird. Du kennst jedes Magazin. Das ist eine der Sachen, die mir bei der Musikszene hier aufgefallen ist.

In einigen Wochen wird eure neue Platte "Church Mouth" veröffentlicht. Was können wir von ihr erwarten?

Zach: Sie wird anders sein, aber nicht zu anders. Ich denke so anders nun auch wieder nicht. Sie ist organischer. Definitiv mehr…(die andern beiden lachen) hat nicht so viel elektronisches und…ihr zwei verwirrt mich.

John: Es steckt viel Rock'n'Roll in ihr, viel R'n'B-Soul-Rock'n'Roll, groovy stuff, aber es hat immer noch die guten Vibes vom letzten Album. Das neue Album ist teilweise ein Produkt der Jamsessions unserer ersten Tour in Deutschland.

Das bringt mich zu meiner nächsten Frage. Eure Musik ist ein Mix aus vielen verschiedenen Musikstilen…

Jason: Das liegt daran, dass wir soviel verschiedene Sachen hören.

John: Es gibt überall gute Seiten. Es ist so beschissen, wenn man, nachdem eine Band eine Platte veröffentlicht hat, hört, dass es noch ein Nebenprojekt gibt, das Hip Hop macht oder eins mit mehr Indie-Rock. Warum nicht einfach alles miteinander kombinieren?

Ihr versucht also, euren eigenen Stil zu finden?

John: Wir machen einfach so Musik, wie wir uns gerade fühlen. Zach war vor einiger Zeit Soundmann in einem Club in Portland. Dort spielte eine Pop-Punkband, eine richtig gute Band. Beim Soundcheck gingen sie auf die Bühne und jamten einfach.

Zach: Sie hatten Spaß dabei, auch mal was anderes zu machen, aber weil sie…(Jason legt eine Jamsession ein und trommelt auf dem Tisch)

John: Es ist schlimm, wenn man als Band in eine Schublade gesteckt wird. Wenn wir nur Rock'n'Roll Songs schreiben würden, hätten wir nur ein paar gute Songs, und viele Lückenfüller.

Tiere tauchen in eurer Musik immer wieder auf. Was hat es damit auf sich?

John: Viele der Tierbezüge sollen Menschen beschreiben. Menschen verhalten sich manchmal wie Tiere (kurze Pause). Und ich schaue viele Tierfilme (lacht).

Danke für das Interview.

Thomas Raich

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