Rezension

Paul Weller

22 Dreams


Highlights: Invisible // Cold Moments // Echoes Round The Sun
Genre: Britpop // Rock // Blues
Sounds Like: Tom Petty // Style Council // The Small Faces

VÖ: 30.05.2008

Ein Mann wie Paul Weller kann nicht still sitzen und sich auf seinem Ruhm ausruhen. Jemand, der sich voll und ganz der Musik verschrieben hat, muss einfach ununterbrochen etwas Neues kreieren und so verwundert es auch nicht, dass der „Modfather“ pünktlich zu seinem 50. Geburtstag ein Konzeptalbum raushaut, auf dem nicht weniger als „22 Dreams“ in musikalischer Form zu hören sind. Nun, genauer gesagt sind es nur 21, weil „The Missing Dream“ nur im Booklet abgedruckt ist. Wie dem auch sei…so eine Traumreise klingt dann natürlich genau so, wie man sich das vorstellt. Ein buntes Sammelsurium aller erdenklichen musikalischen Einflüsse und Instrumente.

Um so ein Konzept durchzuführen, bedarf es selbstverständlich auch einer ganzen Armada an Gastmusikern und wenn Paul Weller ruft, dann kommen sie auch. Noel Gallagher und Gem Archer schnallen sich die Gitarren um und Graham Coxon setzt sich hinters Schlagzeug. Nur um die Bekanntesten zu nennen. Weller protzt mit seinem Aufgebot und wenn wir ehrlich sind, dann darf er das auch, schließlich trägt er immer noch die größte Sonnenbrille in ganz Manchester und seine Frisur treibt seit 30 Jahren sämtliche Friseure im North Quarter in den Wahnsinn.

Wahnsinnig muss man wahrscheinlich auch sein, um ein Experiment wie „22 Dreams“ zu wagen. Paul Weller wildert so schamlos durch Britpop, Rock, Blues, World Music, Folk und Jazz, dass der ein oder andere Versuch einfach schief gehen muss. „One Bright Star“ ist Buena Vista Social Club in ganz schlecht, „God“ peinlichster Spoken-Word-Schmonz und „Empty Ring“ klebt penetranter als schmalzigster Schwedenpop. Alte The Jam-Fans werden aller Voraussicht nach in Tränen ausbrechen angesichts solcher musikalischer Fehlgriffe, die sie von ihrem Großmeister des Dandyism wahrlich nicht gewohnt sind.

Auf der anderen Seite versöhnt Weller aber wieder mit einer Reihe ganz großartiger Stücke. Seine heimliche Stärke, die einfühlsamen Balladen, offenbart er auch dieses Mal an der ein oder anderen Stelle des Albums („Invisible“ und Wher´re Ye Go“). Auch wenn er mal einen Kracher wie „Echoes Round The Sun“ bringt, merkt man, dass der Mann noch ordentlich Drive besitzt. Wirklich überraschend fällt auf „22 Dreams“ aber nur die Erkenntnis aus, dass Blues/Soul einem Paul Weller verdammt gut steht („Cold Moments“). Ansonsten bleibt das Album aufgrund seiner zu großen Vielfalt eher anstrengend als abwechslungsreich und fällt nicht zuletzt deshalb deutlich schwächer aus als der grandiose Vorgänger „As Is Now“.

Benjamin Köhler

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