Rezension

M.I.A.

A.I.M.


Highlights: Bird Song // Visa // Swords
Genre: Trap // Future R´n`B // Rap // Pop
Sounds Like: Santigold // Diplo // Major Lazer // Nicki Minaj

VÖ: 09.09.2016

„Hat M.I.A. ein Polypenproblem?“, hat der Moderator im Deutschlandradio Kultur zuletzt gefragt. Das könnte man meinen, wenn man sich die Fotos von Mathangi "Maya" Arulpragasam so ansieht: auf so gut wie jedem hat sie den Mund geöffnet. Ob das an den Polypen liegt, einfach nur sexy aussehen soll, oder signalisieren soll, dass sie immer etwas zu sagen hat, das kann sich jede_r selbst überlegen. Interessant ist aber auch der Fakt, dass M.I.A. beim Deutschlandradio besprochen wird. Dass „Das Feuilleton im Radio“ über ihr neues Album „A.I.M“ und sie als Künstlerin spricht, zeigt, dass sie auch in „höheren“ Kulturszenen Ansehen erlangt und Interesse geweckt hat. Die politische Rapperin, die Vorzeige-Revoluzzerin, der Popstar mit wahlweise erhobenem Zeige- oder Mittelfinger wird für ihre (musikalische) Arbeit in verschiedensten Kreisen gefeiert. Der wichtigste Grund hierfür ist sicherlich ihre Musik, die Art und Weise, wie sie Weltmusik mit Trap, Rap mit Pop, Elektro mit R'n'B verbindet, wie sie all dem ihre heftige Bassnote gibt.

Ein anderer Grund ist aber ihr Auftreten, von dem sie selbst überaus überzeugt ist (z.B. in „The New International Sound Pt. 2“: „M.I.A. You can wiki me“, oder in „Finally“: „What haters say about me don´t worry me“) und das auch von den Medien gepusht wird. M.I.A., die die globalen Missstände aufdeckt („I´m M I A. I don´t need any audition. I´ve just got my own little mission. It grew bigger than a politician.“ in „Freedun“), die sich gefühlt in jedem zweiten Song für Geflüchtete einsetzt, wie in „Borders“ oder auch „Foreign Friend“ („Gonna be your best friend. Gonna make that shit trend. I´m gonna be your foreign friend all the way to the end.“), die als ihr eigenes Logo Friedenssymboliken und globale Vereinigung nutzt; „MIA – Uniting people since 2003“, steht darum als Parole geschrieben. Ja, es ist super, dass eine Person, die solch großen medialen Einfluss hat, sich für wichtige Themen einsetzt, aber in der Masse, wie es M.I.A. tut, wirkt das alles etwas inszeniert.

Aber zurück zur Musik. Besonders am Album sind nicht nur die wirklich vielen Titel, nämlich 17 an der Zahl bei der Deluxe-Version, sondern auch wieder einmal außergewöhnliche Instrumentierungen. Ob mit Einsatz einer Maultrommel oder mit gelooptem Schwertkampfsound, M.I.A. setzt wie immer ihre besondere Note. Es verstecken sich so einige großartige Dancetracks auf „A.I.M.“. Das treibende „Talk“, der bereits mehrfach geremixte „Birdsong“, oder auch das verspielte „Swords“. Dennoch läuft das Album, trotz seiner wie immer opulenten Art, auch ganz gut im Hintergrund. Denn M.I.A. war mal frischer, provokanter, spannender. Irgendwie scheint es so, als würde sie auf „A.I.M.“ das Image erfüllen wollen, das alle sehen möchten. In einem Interview sagte sie, dass dieses ihr letztes Album sein soll. Ob sie sich danach neu erfinden möchte, oder einfach nur keine Alben mehr, sondern nur noch Veröffentlichungen anderer Art raushauen wird, das wird sich zeigen. Jedenfalls würde ihr etwas Veränderung gut tun.

Marlena Julia Dorniak

Sehen



|

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!