Rezension

M.I.A.

Maya


Highlights: XXXO // Teqkilla // Story To Be Told // It Takes A Muscle // Born Free
Genre: Electronic Pop // Hip-Hop // Punk
Sounds Like: Santigold // Rye Rye // Spank Rock

VÖ: 09.07.2010

M.I.A. reicht es nicht, hübsch auszusehen und tanzbare Disco-Hits zu trällern, wie es einige ihrer Kolleginnen dieser Tage kommerziell erfolgreich tun. M.I.A. will mehr als diese oberflächliche Hülle der Pop-Musik. In ihrer Musik sind unzählige gesellschaftskritische und politische Nachrichten versteckt. Das heißt nicht, dass sie nicht genauso clubtauglich wie Lady Gaga, Ke$ha und Konsorten sein kann, ganz im Gegenteil: In Online-Plattformen wird sie unter Fans sogar dafür geächtet, auf ihrem neuen Album „zu poppig“ zu sein. Der beste Beweis dafür ist die aktuelle Single „XXXO“. Hinter dem Pop-Gewand und dem eingängigen Gesang stecken jedoch provokante Lyrics: „You want me be somebody // Who I´m really not“, singt sie da stellvertretend für alle Frauen, die im Internet von Unbekannten ominöse Angebote bekommen. Auch das Booklet präsentiert sämtliche Tatsachen, mit denen man im Internet konfrontiert wird: Glitzernde „I love you“-Herzen, Fotos von Alkohol-Exzessen, Kitsch, Gewalt, und überhaupt die absolute Reizüberflutung.

Auch zu hören gibt es ein Überangebot an Klängen und Tönen, welches beim ersten Durchgang gar nicht komplett rezipiert werden kann. Auf ihrem simpel betitelten dritten Album „MAYA“, präsentiert Mathangi „Maya“ Arulpragasam Soundvielfalten der besonderen Art. Von elektronisch erzeugten Bläsern über Kettensägen und Schlagbohrer-Sounds bis hin zu Animal-Band-Keyboard-Klängen gepaart mit Kindergekreische und bald darauf folgenden scheppernden Drums, die klingen wie Maschinen-Gewehre, ist alles vertreten. Dabei herrscht ein ständiger Stilwechsel zwischen Industrial-Sounds, Dancehall, Weltmusik, Hip-Hop und brachialen Techno-Beats.
Viele werden auf Grund dieser Vielfalt vielleicht schon nach kurzem Reinhören genug von „MAYA“ haben, denn man muss gestehen, dass das neue Album, genau wie auch die beiden Vorgänger, im falschen Moment angehört definitiv anstrengend werden kann. Aber es lohnt sich, genauer hin zu hören. Dann entdeckt man solch großartige bissige Lyrics wie: “They told me this is a free country // But now it feels like a chicken battery“ (Lovealot), oder “Head connected to the headphones // Headphones connected to the i-Phone // i-Phone connected to the internet // connected to the google // connected to the government” (The Message), und auch “While we become workers // You become golfers” (Meds + Feds).

Außerdem empfehlenswert ist das schockierende Video zum Song “Born Free”, der bereits vor der Album-Veröffentlichung für Furore gesorgt hat, und auf Grund seiner drastischen Darstellungen schon nach wenigen Stunden von Youtube gelöscht wurde. Die komplette Version gibt es aber immer noch auf M.I.A.s Homepage zu sehen. Der neunminütige Mini-Film stammt von Regisseur Romain Gavras, der auch den umstrittenen Clip zu „Stress“ von Justice produzierte. Radikal ist der Film in jedem Fall. Aber Ian Hamrick, einer der Darsteller, der im Clip durch einen Kopfschuss getötet wird, findet die richtigen Worte: "the video is highlighting violence in order to end violence." Genau das möchte M.I.A. mit ihrer Musik erreichen: Die Menschen wachrütteln, um eine Veränderung zu bewirken.

Marlena Julia Dorniak

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