Rezension

Kings Of Leon

Only By The Night


Highlights: Closer // Crawl // 17
Genre: Rock
Sounds Like: The Strokes // Black Rebel Motorcycle Club // Razorlight // The Rolling Stones

VÖ: 19.09.2008

Wenn eine Band zwei Alben innerhalb kurzer Zeit herausbringt, besteht immer die Gefahr, dass Album #2 vielleicht nicht unbedingt absoluter Mumpitz wird, aber zumindest im Vergleich mit dem Vorgänger enttäuscht - Es kann ja schließlich nicht jede Band wie einst die Beatles zwölf Alben in sieben Jahren produzieren und dann auf Album #12 immer noch genügend kreative Energie für einen Hit wie "Let It Be" besitzen. Die Kings Of Leon sind nun sicherlich nicht die Beatles - wahrscheinlich noch nicht einmal die Rolling Stones - und zudem gab es zusätzlich zu der mit 17 Monaten recht kurzen Zeitspanne, die seit dem Release von "Because Of The Times" verstrichen ist, noch einen weiteren speziellen Grund, besonders gespannt auf die Qualitäten von "Only By The Night" zu sein.

Denn: Während sich die vier Herren Followill auf den viel gefeierten "Youth And Young Manhood" und "Aha Shake Heartbreak" noch damit begnügten, rotzigen Rotzrock auf die Scheibe zu...öhm, rotzen, wurde auf "Because Of The Times" bereits ein weitaus größerer Teil des Rockforstes durchwildert. Und wie das mit Stilveränderungen nun einmal ist: Die einen sprachen vom besten Album der Band, die anderen betrauerten den künstlerischen Tod des vielleicht vielversprechendsten Vertreters der Retrorockwelle.

Zumindest die letztere Fraktion dürfte wohl auch mit "Only By The Night" kaum allzuviel Freude haben. Bereits das eröffnende "Closer" überrascht mit einem Zweikampf aus beißenden Gitarren und wabernden Sounds, die fast schon an der Tür zum Psychedelischen kratzen, bevor mit dem bassigen "Crawl" und "Sex On Fire", das sich die Coolness ampullenweise in die Adern gespritzt hat, bestes Material für eventuelle zukünftige Stadion-Gigs vorgestellt wird.

Und auch ansonsten mag sich der eine beschweren, der andere darüber freuen, dass "Use Somebody" zumindest textlich mit Aussagen wie "You know that I could use somebody, somebody like you" schon irgendwo haarscharf an der Schmalzpfütze vorbeischlittert oder in "Manhattan" sogar das eine oder andere Gitarrenwändchen hinter dem dominierenden Bass versteckt wird. Doch mal ganz ernsthaft: Im Endeffekt ist es doch eigentlich sowieso egal, in welcher der 101 Schubladen des Rock die Kings Of Leon herumwühlen, solange sie dabei immer noch Songs wie "Closer", "Crawl" oder "17" zustande bringen, dessen wahnsinnige Bridge - wäre sie eine reelle Brücke - man wahrscheinlich über den verdammten Suez-Kanal bauen könnte. Sicher, mit "Only By The Night" entfernen sich die Kings durchaus von älteren Werken, aber bislang ist in ihrem Wüten noch kein weniger als sehr gutes Album entstanden. Und das - wenn wir einmal ehrlich sind - haben nicht mal die Beatles geschafft.

Jan Martens

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