Rezension
Kings Of Leon
Mechanical Bull
Highlights: Supersoaker // Don't Matter // Family Tree
Genre: Rock
Sounds Like: U2 // The Von Bondies // Razorlight
VÖ: 20.09.2013
Man kann mittlerweile über die Kings of Leon sagen, was man will – Überraschungspotential haben sie. Die erste Überraschung mag ja bereits gewesen sein, als sich eine Band, die einst mit den so ruppigen wie großartigen Alben „Youth & Young Manhood“ und „Aha Shake Heartbreak“ ihre Karriere begann, mit einem so eigentlich unscheinbaren Song wie „Sex On Fire“ auf einmal zur Band der Stunde aufsteigen konnte – aus vollkommen anderen Gründen können nun die Augen gerieben werden. Nicht etwa, weil das sechste Album der Followill-Familie einen unglaublich breitbeinigen Titel wie „Mechanical Bull“ mit ähnlich vor Machismo strotzendem Cover trägt – sondern eher, weil es sich mehr an den Anfängen der Band orientiert, als wohl irgendjemand ernsthaft erwartet hatte.
Dies heißt natürlich immer noch nicht, dass Caleb Followill wieder Songs wie „Spiral Staircase“ hinrotzen oder die Band 13 schnörkellose Songs à la „Red Morning Light“ hinlegen würde – aber wäre das nicht sowieso als Anbiedern an Fans der ersten Stunde ausgelegt worden, könnte dies nicht als verzweifelter Versuch einer Selbstverjüngungskur angesehen werden? Tatsächlich treibt „Mechanical Bull“ den Stadion-Southern-Rock oft mindestens genauso weit wie das letzte Album „Come Around Sundown“ – als Beweis reicht das die Hände zum Himmel reißende „Wait For Me“ (an dem für jeden Menschen mit Radio bald sowieso kein Weg vorbeiführen wird), „Comeback Story“ treibt den Weg mit seinem streichergeschwängerten Crescendo noch weiter. Ansatzweise schlecht ist keiner dieser Songs – nur schmeicheln sie eben, anstatt zu kratzen und zu beißen und werden wohl allein deshalb kaum jemanden zurückgewinnen, der sich nach „Only By The Night“ von den Kings of Leon abgewendet hatte.
Vielmehr sticht „Mechanical Bull“ in der Bandgeschichte dadurch heraus, dass es den Vibe früher Alben so oft in den neuen Sound integriert, wie es eben möglich ist – so hat „Family Tree“ zwar immer noch die großen Gesten in Refrain und Bridge, aber eben auch den dicksten Groove dazu, und wenn die Kings of Leon schon 2003 ihren heutigen Geldspeicher voller Produktions-Budget gehabt hätten, hätten selbst die energiegeladensten Stücke von „Youth & Young Manhood“ wahrscheinlich bereits wie „Don't Matter“ geklungen. „Supersoaker“ schließlich wäre wohl in einer besseren Welt der Durchbruchhit gewesen, der „Sex On Fire“ war. So aber ist eben der Southern Rock die Welt der Kings of Leon geworden – dank manchem auf „Mechanical Bull“ wird man aber guten Gewissens mal wieder ein Konzert in einem Stadion besuchen dürfen.
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