Rezension

Kings Of Leon

Because Of The Times


Highlights: On Call // My Party // Ragoo // Fans
Genre: Rrrrrrrrrock
Sounds Like: The Strokes // Black Rebel Motorcycle Club // Creedance Clearwater Revival

VÖ: 20.04.2007

Er klingt ja schon nach einer Rechtfertigung, dieser Albumtitel. Vielleicht könnte er auch eine Begründung sein. Was er nun auch beschreibt, wir wissen, dass er etwas mit der Zeit zu tun hat. Dieser Zeit, in der Retro-Garagenbands nervten wie Jar Jar Binks in Episode I.

Jetzt kommt der olle Rezensent schon wieder mit dieser „Fuck-the-Garage-Rock-Hype“- Attitüde. Muss ja auch kommen,wenn es um die neue Kings Of Leon geht,ne? Der NME bezeichnete die Band ja nach Erscheinen der Platte auch gleich mal als eine der großen amerikanischen Rockbands unserer Zeit. Derer müsste esdann inzwischen so vierzig geben, wenn man dem Musikmagazin, das den zweitgrößten Musikmarkt der Welt lenkt, glauben schenkt. Die neue Kings Of Leon also „just another garage-record“?

Deine Mudda! Dieses Baby hat mit Garage mal so gar nix zu tun. Das geht bei der Produktion los, die das exakte Gegenteil zum Vorgänger darstellt. Die Bassdrum klingt jetzt beispielweise nicht mehr, als wenn jemand mit einer Klobürste ein Stück Pappe vermöbelt. Details fanden ihren Weg auf „Because Of The Times“. Zum Henker mit Lo-Fi - der neue, vollere Sound steht dem Followil-Clan richtig gut. Erstaunlich, dass er vom selben Produzenten (Ethan Johns) stammt. Und der hat ihnen diese Ideen fürwahr nicht eingeredet, da sind sie selbst drauf gekommen.

So wie der achte Song immer der beste auf jeder Platte ist, besteht im Rock die Weisheit, dass das dritte Album einer Band das entscheidende ist: Für das Debüt hast Du unendlich viel Zeit, zum Nachfolger wirst Du gedrängt. Erst beim Dritten bist Du mit der Studiosituation vertraut und genau dann zeichnet sich ab, ob deine Songs in Stein gemeißelt oder auf Esspapier gekratzt werden. Wenn dem so ist, darf man für die Kings Of Leon schon mal die Steinhammer auspacken.

Die Followills öffnen sich hier Türen, für sie die Schlüssel stets besaßen, sie aber aus Unsicherheit nicht zu öffnen wagten. Ein Album mit einem reservierten Siebenminüter zu beginnen, ist – bedenkt man die einstige Position dieser Band im Musikbusiness – wagemutig. Verhalten beginnt „Because Of The Times“ und stets schwingt eine seichte Düsternis mit, die verdammt sexy ist. Und wie sexy ist denn bitte dieser Bass? Jared, Jahrgang 86', hat sich inzwischen neben Interpols Carlos Dengler zu einem der interessantesten Rockbassisten überhaupt entwickelt – kackfrech in „My Party“, genial einfach im überraschend psychedelisch beginnenden „On Call“ oder die großartig harmonierenden Gitarren grazil umfüßelnd wie im Melodienparadies „Ragoo“. Der Bass ist Chef, um mal eine bewährte Musikerweisheit einzubringen. Aber nun auch kein Tyrann, letzten Endes gibt dann doch Sänger Nathan den Ton an. Unverkennbar wie eh und je, voller Charme und Soul. Exemplarisch hierfür „Fans“ - Klampfe und legere Backgroundshouts gibt's on top.

Die Grundstimmung gleicht der eines Pubs an einem Dienstag Abend. Der Laden ist verraucht, das Licht gedimmt, die wenigen Gäste kennt man allesamt – sie sind eh täglich hier. Es tut einfach gut, man fühlt sich heimisch, man lehnt sich zurück und genießt. Und dann wird auch bald klar: Man darf dankbar sein. Das Album - ein gelungenes Drittes, das die überwiegende Mehrheit ihrer Weggefährten nicht zu Stande gebracht hätte. Der Titel – definitiv eine Begründung.

Gordon Barnard

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