Rezension
Kettcar
Zwischen Den Runden
Highlights: Rettung // Nach Süden // Zurück aus Ohlsdorf
Genre: Pop // Indie // Alternative
Sounds Like: Element Of Crime // Tomte // Pur
VÖ: 10.02.2012
Schon einmal den Partner besoffen nach Hause gebracht? Ihn ins Bett gelegt, zugedeckt und die verräterischen Spuren im Hausflur beseitigt? Dass Liebe manchmal genau das ist und kein Hollywood-Film, bringen Kettcar mit „Rettung“, dem Eröffnungsstück ihres vierten Albums, wunderbar auf den Punkt. Nach der eher düsteren Bestandsaufnahme des Vorgängerwerkes „Sylt“ und dem Weggang von Schlagzeuger Frank Tirado-Rosales scheint das Glück wieder greifbar. Vielleicht auch nur in Form von Essensresten, die man seiner Liebsten aus dem Haar pult.
„Zwischen Den Runden“ ist ein ruhiges Werk, auf dem die Hamburger Band wieder von den Kämpfen des Alltags berichtet – Wörter wie „Schlacht“, „Gefecht“ oder „Krieg“ sind fester Bestandteil von Kettcar-Songs. Aber, und auch das begleitet uns seit dem ersten Album „Du und wieviel von deinen Freunden“: man kann auch mit eingeschlagenen Zähnen noch grinsen. Das zelebrieren Kettcar jedoch mittlerweile mit deutlich mehr Streichern, Bläsern und Klavier. Ruppiger wird es auf „Zwischen Den Runden“ nur im Song „Schrilles, Buntes Hamburg“, ein Kommentar zur Gentrifizierung in der Hansestadt, und bei der euphorischen Loser-Nummer „Im Club“. Ansonsten tritt die Band auf die Bremse und sucht ihr Heil im privaten Glück. In „Weil Ich Es Niemals So Oft Sagen Werde“ hängt der Himmel voller Geigen, „Schwerelos“ ist genau das und mit „In Deinen Armen“ gibt Marcus Wiebusch den feinfühligen Crooner.
Bevor es dann zu wattig wird, holt einen der letzte Song „Zurück Aus Ohlsdorf“ wieder zurück auf den Boden. Ein großartiges Trauerstück, nach dessen Hören man sofort all jene Menschen anrufen möchte, die man irgendwann aus den Augen verloren hat. Vom Jugendclub-Image der Band ist auf „Zwischen Den Runden“ kaum noch etwas übrig geblieben. Stattdessen hört man die ersten Anflüge von Altersweisheit, aber auch einen leichten Hang zum Kitsch.
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