Rezension
Keaton Henson
Birthdays
Highlights: Beekeeper // The Best Today // Don't Swim // In The Morning // Lying To You // Teach Me // You // 10am Gare du Nord // Sweetheart, What Have You Done To Us
Genre: Singer/Songwriter // Folk
Sounds Like: Bon Iver // Nick Drake
VÖ: 05.04.2013
Sobald man sich Keaton Henson anhört, bemerkt man, wie dröhnend Gegenwart ist: Geräusche überlagern Geschrei, Multitasking lässt Klingeln, Telefongespräche und Tastentippen einander auftürmen, Fortschritt überspringt Motorengeräusche, jeder doppelt dies durch isolierende Kopfhörer im Ohr und man glaubt, endlos an Gebäuden hochschauen zu müssen, ohne irgendwann Himmel sehen zu können.
In all dem tosenden Gewirr flackert Hensons Stimme wie eine zierliche Kerze, die jederzeit droht, durch einen Lufthauch aufzugeben. Wie schon auf seinem mehr oder minder freiwilligen Debüt „Dear...“ zeigt sich Henson auch auf „Birthdays“ als Anti-Star, der jegliche Art der Aufmerksamkeit scheut und eigentlich nur in sich selbst hineinleiden möchte. Wie auch immer es sich zugetragen haben mag: Für „Birthdays“ hat der eigenbrötlerische Brite seinen sicheren kleinen Kosmos verlassen, um in L.A. an seinem Album zu arbeiten. Anders als auf „Dear...“ ist es nicht nur Henson selbst, der sich mit seinen Kompositionen auseinandersetzt, sondern eben auch Produzent Joe Chicarelli (The Shins, The Strokes) und Künstler wie Sam Kearney oder Matt Chamberlain.
Geändert hat sich dadurch glücklicherweise dennoch wenig: Auch auf Hensons zweiter Platte lässt dieser seine Hörer qualvoll intensiv an seinem Seelenschmerz teilhaben, ordnet Instrumente und Klänge behutsam und vorsichtig um seine Texte und singt seine Lieder so unprätentiös und ehrlich, dass es den Hörer einfach stehen lässt: bei flehenden Textzeilen wie „Please do not hurt me, I am the fragile one“ glaubt man Henson seine Zerbrechlichkeit ohne Umschweife und möchte die eigene schützende Hand über den ewigen Einsamen legen.
Warum das Ende von „Don't Swim“ und das unsägliche „Kronos“ vor lauten Gitarren brüllt und hier übermäßige Aggressionen platziert worden sind, ist nicht ganz einsichtig, tut dem Albumganzen aber keinen Abbruch – Isolation, Einsamkeit, Liebes- und Weltschmerz besingt zur Zeit keiner brillanter und entzückender als Keaton Henson: „You all say I've crossed the line, but the sad fact is I've lost my mind.“
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