Rezension

James Vincent McMorrow

Early In The Morning


Highlights: If I Had A Boat // We Don't Eat // Follow You Down to the Red Oak Tree
Genre: Folk // Singer-/ Songwriter
Sounds Like: Bon Iver // Bonnie 'Prince' Billy

VÖ: 08.04.2011

Falls sich mal wer fragt, wie Bon Iver sich anhören würden, wenn sie ihren Namen in Bon Ètè ändern und folglich nicht nur Dunkelheiten sondern auch mal Licht vertonen: James Vincent McMorrow und sein Debüt „Early In The Morning“ könnten einen Eindruck vermitteln! Natürlich greift es zu kurz und es ist vielleicht auch unfair, McMorrows Werk als „fröhlichen Bon-Iver-Abklatsch“ zu bezeichnen und erstmal jeden anderen Aspekt außer Acht zu lassen. Aber die Ähnlichkeiten des Sounds, geprägt durch das Falsett der Stimmen und die durchgängig gewollte Wackeligkeit der Songs, drängt diesen Vergleich schreiend auf.

Nun kann McMorrow wenig dafür, dass ihm seine hohe, mitunter soulige Stimme in die Kehle gelegt wurde und sein Werdegang ihn vom Spielen der Drums, inspiriert durch Bands wie „At the Drive-In“, zu folkigen Singer-/Songwriter-Klängen geführt hat. Und beim Hören seiner Platte kann man für genau diese Tatsachen nur dankbar sein!

McMorrow greift nämlich in minimalistische Vollen, zeichnet einen zarten Sound und benutzt wenig, um daraus atmosphärisch viel zu machen. Elf Songs lang bedient er sich an typischem Folk- und Countrypersonal und zeigt damit sein wundervolles Gehör und Gespür für weiche, poppige, trotzdem aber intelligente Melodien, die durch Vielstimmigkeiten akzentuiert werden.

Die Schattierungen und Farben, die sich hier aufeinanderschichten und sich mischen, lassen es tatsächlich früh am Morgen sein, alles ist auf Anfang gestellt, der Tag kann kommen. Der Morgen graut zwar erst, aber der warme Sommertag löst bereits die kalte Nachtluft ab. Zu dieser Stimmung singt uns McMorrow seine Lieder, in denen sich hoffnungsvolle Melancholie und zarter Feinsinn finden lassen: Sanft fängt die Platte an, hat aber auch temporeiche Nummern zu bieten, spart nicht an Dramatik und Gehalt, kurz: langweilig wird’s hier nicht! Selbst die Lyrics fügen sich ganz wunderbar ein und runden jeden Song ab.

Ganz so zurückhaltend wie Bon Iver ist McMorrow am Ende dann doch nicht und lässt es hier und da auch mal ein wenig zuckriger angehen. Viel fehlt beispielsweise „And If My Heart Should Somehow Stop“ nicht zum Gospelchor, wobei McMorrow glücklicherweise eigentlich immer die Kurve kriegt.

Um mit der stringent durchgezogenen Lobhudelei zu einem Ende zu kommen: Sehr hübsches Debüt eines talentierten Iren, das dem einen oder anderen sicher als perfekter Soundtrack für die ruhigeren Momente des kommenden Sommers dienen wird.

Silvia Silko

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