Rezension

James Vincent McMorrow

We Move


Highlights: Evil // Lost Angels // Get Low
Genre: Singer-Songwriter
Sounds Like: Bon Iver // How To Dress Well // Volcano Choir

VÖ: 02.09.2016

„We move. Or we don’t. We change. Or we stay the same“. Es war genau dieser Satz, den James Vincent McMorrow im Vorfeld der Arbeiten zu seinem mittlerweile dritten Album auf ein leeres Blatt Papier schrieb. Worte, die für ihn wie eine stetige Stütze während des gesamten Aufnahmeprozesses wirkten und letztendlich auch zum Titel des Albums „We Move“ führten.

James Vincent McMorrow hat sich also scheinbar für „Bewegung“ und damit für einen neuen Weg entschieden statt für Stillstand und Stagnation. Dass es sich beim Albumtitel nicht nur um leere Worte handelt, sondern genau dieser Entschluss auch umgesetzt wurde, zeigen die insgesamt neun Songs des Albums in unglaublicher Deutlichkeit. Vor allem hinsichtlich seines Songwritings hat McMorrow einen immensen Schritt nach vorne getan. Während der gebürtige Ire auf seinen bisherigen beiden Alben „Early In The Morning“ und „Post Tropical“ seine Gefühle und Empfindungen häufig mithilfe bildhafter Umschreibungen und Metaphern ausdrückte, setzt er sich auf „We Move“ deutlich gradliniger, direkter und offener mit seiner Person auseinander. Einen Schritt, vor dem McMorrow bislang zu große Angst hatte und den er erst jetzt gehen konnte, vielleicht sogar gehen musste. Denn genau diese fehlende Selbstoffenbarung in seinen Lyrics hemmte ihn und ließ ihn immer wieder unzufrieden und betrübt zurück. Dieses Mal jedoch zeigt sich McMorrow deutlich zerbrechlicher und fragiler, was ihn allerdings gleichzeitig viel stärker und selbstbewusster erscheinen lässt.

Im Song „I Lie Awake Every Night“ thematisiert er beispielsweise zum ersten Mal seine Essstörung während seiner Kindheit – eine Erfahrung, die ihn bis heute begleitet. „You'll never learn // You'll never learn how much I want to burn // I want to burn // That's the way I like it.“ Im Song „One Thousand Times“ besingt er eine unglückliche Liebe: „What if I could change // if I could change if you could save me? // So find a way to miss a thousand times“. Und im großartigen Stück „Evil“ stellt sich McMorrow die Frage, ob man ein böser Mensch ist, nur weil man einen anderen Blick auf's Leben hat als andere Menschen: „So are you good? // Cause I don't feel right // Are you strong? // Cause I'm so damn tired“.

Neben dem Songwriting hat sich auch McMorrows Sound seit seinem letzten Album deutlich bewegt, was nicht zuletzt an der Fülle an Produzenten wie Nineteen85 (Drake), Two Inch Punch (Sam Smith, Years Years) oder Frank Dukes (Kanye West) liegen dürfte, die zusammen mit Jimmy Douglass für den Sound von „We Move“ verantwortlich sind. Soulige Melodien, vielfältige Instrumentierungen und harmonische Rhythmen geben dem Album einen Klang, bei dem sich McMorrow hörbar wohlzufühlen scheint.

„We move. Or we don’t. We change. Or we stay the same“. James Vincent McMorrow hat sich also richtig entschieden und scheint nach rastlosen Jahren durch seinen neuen Weg endlich bei sich angekommen zu sein.

Benjamin Schneider

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