Rezension
Frank Turner
Poetry Of The Deed
Highlights: Try This At Home // Isabel // Sons Of Liberty // The Road
Genre: Singer-/Songwriter
Sounds Like: Chuck Ragan // Billy Bragg // Beans On Toast // John K. Samson // Dustin Kensrue
VÖ: 11.09.2009
Warum wird man von manchen eigentlich immer noch schief angeschaut, wenn man zugibt, die neue William Fitzsimmons zu mögen? Oder auch Rocky Votolato? Sind Singer-/Songwriter tatsächlich immer noch Frauensache? Ist man als männlicher Fan von Bon Iver gleich ein Waschlappen? Natürlich alles Quatsch. Möchte man aber ganz auf Nummer sicher gehen und die Coolness-Polizei ordentlich schmieren, dann gäbe es da inzwischen Mittel und Wege. Platten von Chuck Ragan oder Frank Turner nämlich, die mit ihrem saucoolen Punkhintergrund eine rauhe Vergangenheit vorweisen und deswegen auch für die Hähne im Korb geeignetes Futter sind.
Da handeln dann Songs nicht nur von kaputten Beziehungen und ihren kaputteren Protagonisten, sondern auch mal davon, dass man montags zu spät zur Arbeit kommt, weil man katerbedingt den kompletten Sonntag verpennt hat. Ja, diese kleinen Anekdoten streut Turner auch gern auf Konzerten zwischen seine Songs und das macht ihn so nahbar. Weil man das kennt. Weil verplante Menschen nun mal sympathisch sind. Und weil Turner diesen letzten Schuss Schlagfertigkeit mitbringt, den man sich neulich noch gewünscht hatte, als einem dieser Drecksack in der U-Bahn blöd gekommen war.
Schön auch, dass Turners Punkwurzeln öfter mal mit ihm durchgehen. "Try This At Home" zum Beispiel rumpelt punktypisch los und ermutigt, doch selbst mal die Klampfe in die Hand zu nehmen und gefälligst ein paar Songs zu schreiben. Hundertmal besser als irgendein halbherziger Country-Singer ist man da allemal. So läuft das auf "Poetry Of The Deed": Die Pointen kommen direkt, geliefert werden sie von Melodien, die genauso schön wie simpel sind. Siehe so auch die überragende Tramper-Hymne "The Road" oder das als Minnegesang getarnte "Sons Of Liberty", das der Staatsgewalt selbstbewusst den Mittelfinger ausstreckt und mittendrin mit bissigem Basslauf sogar bedrohlich laut wird.
"Poetry Of The Deed" gerät folkig, flott und holt mit seiner vollständigen Bandbesetzung noch mehr aus den Songs von Turner, die er bis zu diesem Album weitestgehend allein zum Besten gab. Jetzt steht in dieser Rezension überall Turner. Sagen wir lieber Frank. Erstens wäre ihm das lieber und zweitens hält man den Typen nach diesem Album eh für seinen besten Kumpel. Bezeichnend, dass das englische "frank" auch noch "offen" bedeutet. Sagt eigentlich schon alles.
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