Rezension

Everything Everything

Re-Animator


Highlights: Violent Sun // In Birdsong
Genre: Indie-Pop
Sounds Like: Radiohead // Wild Beasts // Alt-J

VÖ: 11.09.2020

Everything Everythin liefern ein Dokument ihrer musikalischen Work-in-Progress Transition.

"Re-Animator" ist ein erklärter Neuanfang für die Band. Die hektisch-sprunghaften Songstrukturen, die die Alben von Everything Everything bisher auszeichneten, wurden durch ruhigere, detailliertere Progressionen ersetzt, "Re-Animator" lässt mehr Raum für Melodien und stellt die Gitarren zunehmend in den Vordergrund. Das nuancierte und verfrickelte Spiel auf Tracks wie "It Was A Monstering" hat seinen stärksten Einfluss bei Radiohead in der "In Rainbows"-Ära. Aber auch die vormals dominanten Synthesizer finden weiterhin ihren Platz. Producer John Congleton verantwortete zuletzt mehrere synthbasierte Indie-Pop-Alben, unter anderem von Sharon van Etten und Angel Olsen, und schafft auch für Everything Everything einen satten und vielfältigen aber zugänglichen Sound, der dennoch seiner Supporter Rolle für die tonangebenden Gitarren bewusst ist.

Nach wie vor sticht Sänger Jonathan Higgs mit seinem einzigartigen Stimmeinsatz hervor, sein Gesang auf "Re-Animator" hat den Stakkato-Stil größtenteils hinter sich gelassen und nimmt mehr Raum in atmosphärischen Songs wie "In Birdsong" ein. Statt die Songs wie bisher vor sich her zu treiben, gleitet Higgs' Gesang durch die Melodien und stellt sich mitunter ganz zurück, damit sich die Instrumental-Parts entfalten können. Lediglich die textlichen Inhalte harmonieren nicht ganz mit dieser neuen Spielart. Die verworrene und verkopfte Welt, voller Metaebenen und abstrakten Verweisen will nicht ganz in die neugefundene Präzision passen.

"Re-Animator" soll ein Aufbruch sein. Ganz zurück lassen, kann die Band ihren alten Sound nicht, ihre Handschrift ist nach wie vor unverkennbar. Stattdessen ist das Album eine Transit-Reise, ein Schnappschuss eines Prozesses der Veränderung. Eine Band, die sich mitten in einer längeren Entwicklung befindet, und diesen Zustand in eine Platte gießt. Der pompöse Sound und die ausladenden Refrains sind noch immer da, die ruhigen, verspielten Passagen, aber zeigen eine neue Richtung mehr als deutlich an.

Diese Reise endet mit dem besten Song der Platte. Im Video zu "Violent Sun" spielt die Band ihre kurz zuvor bei einem Studio-Brand zerstörten Instrumente ein letztes Mal. Ein auf unheimliche Art passendes Bild für den Abschluss dieses Neuanfang-Albums.

Robin Jaede

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Video zu "Violent Sun"
Video zu "In Bordsong"

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