Rezension

Everything Everything

Get To Heaven


Highlights: Distant Past // Get To Heaven // Spring / Sun / Winter / Dread
Genre: Indie-Rock // Indie-Pop
Sounds Like: Delphic // Django Django // The Maccabees

VÖ: 19.06.2015

Everything Everything spalten die Gemüter. Für einige sind die bis jetzt erschienenen zwei Alben große Werke der Indieszene, andere können sich die Band und vor allem die gewöhnungsbedürftige Stimme Jonathan Higgs’ keine fünf Minuten anhören. Das ist auch nur zu verständlich, manchmal entscheidet nunmal der erste Eindruck. Dennoch: Gibt man den vier Briten wenigstens eine Albumlänge Zeit, dann merkt man, was für Stärken diese wunderbar tanzbare Indiegruppe hat. Das gilt für die ersten beiden Alben, aber auch für das dritte Werk “Get To Heaven”.

Grundsätzlich gehen Everything Everything ihren gewohnten Weg, mit dem gewohnten Erfolgsrezept. Druckvolle und abwechslungsreiche Drumparts sowie Higgs’ Falsett-Gesang bilden die Grundlage ihrer Musik, immer wieder unterstützt von elekrtrischen Gitarren und Synthesizern und dabei sehr häufig kurz davor, überladen zu sein. Diese Grenze überschreitet die Band glücklicherweise nie, trotz des vergleichsweise komplexen Aufbaus. Ihr letztes Album “Arc” hatte für die einen oder anderen noch zu hibbelige Songs, die nach einiger Zeit zu nerven begannen, was in “Get To Heaven” nicht der Fall ist. Sie haben ein Gleichgewicht aus vielen schnellen, tanzbaren Songs und vereinzelten ruhigeren Stücken gefunden, was ihren Drittling so gut macht. So zeigt die Gruppe zu Beginn mit “Distant Past”, über welche Ohrwurmqualitäten ihre Lieder verfügen können. Take me to the distant past / I want to go back / Take me to the distant past / I want to survive – Zeilen, die dem geneigten Hörer diesen Sommer noch das ein oder andere Mal durch den Kopf geistern werden. Ähnlich verhält es sich mit den Refrains von “Regret” oder “Spring / Sun / Winter / Dread”, das Album hat einfach eine große Dichte an Hits.

Was bei dieser heiteren Musik jedoch nicht in den Hintergrund geraten darf, ist, dass Everything Everything es mit Bravour meistern, ernste Themen in ein fröhliches Gewand zu packen. Sie singen nicht nur über bunte Blumenfelder, sondern über all die kleinen und großen Probleme dieser Welt wie Kriege oder Extremismus.

Somit veröffentlichten Everything Everything mit ihrem Drittwerk ein wunderbar tanzbares, schönes Indie-Album, was in keinem Fall in Belanglosigkeit abdriftet, sowohl musikalisch als auch textlich. Deshalb ist das Album, am besten die Deluxe-Version mit sechs weiteren Songs, jedem nahegelegt. Auch wenn man die Band sonst schon nach fünf Minuten ausgeschaltet hat.

Lewis Wellbrock

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