Rezension
Everything Everything
Arc
Highlights: Cough Cough // Radiant // Don't Try
Genre: Indie // Art-Pop
Sounds Like: Local Natives // Alt-J // Radiohead
VÖ: 25.01.2013
Mit ihrem zweiten Album „Arc“ wollen Everything Everything scheinbar wirklich alles: Sie wollen große Stadien füllen und Clubs zum Tanzen bringen, aber auch auf romantischen Hochzeiten und angesagten Indie-Partys gespielt werden. Sie eifern hörbar Radiohead nach („Torso Of The Week“, „Undrowned“), schrecken aber auch vor großen hymnischen Gesten im Stil von Coldplay („Duet“) nicht zurück. Sie stürzen sich voller Übermut in aufgekratzte Artpop-Nummern, in denen Jason Higgs zum Teil fast über seine eigenen Reime zu stolpern scheint („Cough Cough“), schalten mit „The House Is Dust“ und „The Peaks“ aber auch mal einen Gang zurück, um sich und dem Hörer eine kleine Atempause zu gönnen.
Eine solche Widerspenstigkeit gilt im Feuilleton gemeinhin als eklektisch, allenfalls exzentrisch. Weniger wohlwollend könnte man Everything Everything aber auch vorwerfen, das musikalische Äquivalent zu all jenen unverbesserlichen Menschen zu bilden, die eine Pizza einfach mit allem belegen, was der Kühlschrank so hergibt, ohne sich großartig darüber Gedanken zu machen, ob die einzelnen Zutaten auch wirklich zusammenpassen. Klar, mit etwas Glück erwischt man am Ende ein Stück, das schmeckt („Don’t Try“), oder entdeckt gar unerwartet köstliche Kombinationen à la Schinken und Ananas oder Birne und Gorgonzola, auf die man ohne eine gewisse Arglosigkeit wohl niemals gekommen wäre. Wer seinen Drang, Neues auszuprobieren, nicht zügeln kann, muss aber auch damit rechnen, dass nicht alle Experimente gelingen.
So gibt es auch auf „Arc“ immer wieder Songs, die einfach nicht funktionieren, weil sie in ihrer nervösen Rastlosigkeit den Eindruck erwecken, musikalisch an ADHS, Tourette oder auch akuter Paranoia zu leiden. Wenn dann noch der nicht zu Unrecht polarisierende Falsett-Gesang hinzukommt, an dem die Briten seit ihrem Debüt so vehement festhalten, kann das Album für so manche Ohren schon mal zu einem äußerst anstrengenden Unterfangen werden. Schlussendlich werden sich an „Arc“ aber wohl genauso die Geister scheiden wie an Pizza: Die einen mögen sie knusprig-dünn und klassisch, die anderen fluffig-dick und reich belegt. Dabei sollte das Album letzteren wohl deutlich besser zusagen.
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