Rezension

Eels

Earth to Dora


Highlights: Earth To Dora // Are We Alright Again // Anything For Boo
Genre: Eels-Singer-Songwriter // Eels-Folk-Rock
Sounds Like: Eels (Elektro-Shock Blues) // Eels (Daisies Of The Galaxy)

VÖ: 30.10.2020

Eine neue Eels-Platte kann man auf zwei Arten besprechen. Für eingefleischte Fans (davon gibt es viele) und für Hörer*Innen, die sich noch nicht mit der Band beschäftigt haben (sollte dringend nachgeholt werden!). Denn den Fans kann man über Platte Dreizehn „Earth To Dora“ vor allem sagen, dass es eine Eels-Platte geworden ist, die erwartungsgemäß wenig überrascht, eine verhältnismäßig helle Grundstimmung hat, wenig Alternative-Rock-Elemente und dass es wie immer schön ist, „E“ beim Singen zuzuhören. Für neue Hörer*Innen muss hier etwas weiter ausgeholt werden.

Bei der Band Eels handelt es sich in erster Linie um den Musiker Mark Oliver Everett, genannt „E“, Sohn des weltberühmten Physikers Hugh Everett III und Begründer der Viele-Welten-Theorie. Neben Everett als einziges ständiges Mitglied wechselt das Ensemble in ca. 25 Jahren Bandgeschichte mehrfach munter durch. Schon bevor Eels ihre erste Platte aufnahmen, arbeitete E an Alben, brachte weniger populäre Soloalben heraus und versuchte seinen Sound zu finden. Auf einer Autofahrt hörte E die Band Portishead im Radio und war sofort begeistert. Ähnliche Sample-Elemente und Geräusche hatte er auch bereits aufgenommen, aber wusste damit bisher wenig anzufangen – nun fand er einen geeigneten Rahmen.

Er arbeitete sofort an Eels’ Debüt und 1996 erschien das überragende „Beautiful Freak“ mit einem düsteren, aber dabei doch unglaublich schönen Sound. Auf dem Folgewerk „Elektro-Shock Blues“ wurden Selbstmorde und Tode in Familie und näherem Umfeld thematisiert. Musikalisch wurde sich stets weiterentwickelt und nun mit etwas mehr Beat und mit elektronischen Klängen experimentiert. Trotz der verarbeiteten Trauer wurde es ein hoffnungsvolles Album. Ganz anders ging es weiter und „Daisies Of The Galaxy“ wurde eine wunderschöne Indie-Folk-Platte, die für Sonne und gute Laune steht. Mit „Souljacker“ und „Shootenanny!“ wurde sein Portfolio um Alternative-Rock-Elemente erweitert und dann wirkte alles so, als wenn es mit Eels vorbeiginge.

Jeder Stil wurde einmal toll genutzt und seine Biographie musikalisch verarbeitet. „Blinking Lights And Other Revalations“ bildete 2005 einen Abschluss dieser Epoche und führte als Doppelalbum alles noch einmal zusammen. Das Album endet mit dem traumhaften Titel „Things The Grandchildren Should Know“. Unter diesem erschien dann auch die Biographie von Everett, die von viel Leid und Tod begleitet wird. Zur Biographie gab es noch ein Best-Of-Album, eine Raritätensammlung und eine Welttournee, und die Geschichte einer überragenden Band mit einer sie verehrenden Fangemeinde (vor allem in Deutschland) schien vorbei – war sie aber nicht.

Everett war trotz seines zurückgezogenen und verschrobenen Auftretens noch gar nicht im Großvateralter, sondern gerade erst in den Vierzigern angelangt und nach einer kurzen Pause ging es weiter und das direkt unglaublich produktiv. Fünf Alben innerhalb von sechs Jahren (2009-2014) wiederholten im Grunde genommen die prägenden Eels-Stilmittel. Qualitativ waren sehr gute Sachen dabei („Hombre Lobo“), aber auch sehr durchschnittliche („The Cautionary Tales of Mark Oliver Everett“). Insgesamt wäre ein wenig mehr Masse ein wenig besser gewesen, denn Eels werden natürlich am starken Frühwerk gemessen. Auch E schien dies erkannt zu haben und nach einer kurzen Pause folgte 2018 ein Album namens „The Deconstruction“ – das klang auf jeden Fall nach etwas Neuem, mit dem sich Zeit gelassen wurde und das noch einmal anders angreift. Dekonstruiert wurde leider gar nichts und es wurde einfach eine nette Eels-Platte und spätestens jetzt war klar, dass Eels einfach wie Eels klingen. Daran wird sich auch nichts ändern und die raue Stimme von Everett führt auch dazu, dass alles ähnlich, aber ähnlich gut klingt. Er könnte auch mit seiner Gitarre untermalt aus dem Telefonbuch vorlesen, seine Fans würden es hören und es würde sicher gut klingen.

Nun geht es weiter mit „Earth To Dora“. Trotz gruseligem Clown-Cover startet die Platte mit einem entspannten Beat und macht direkt Laune. Das Album wurde vor der Pandemie aufgenommen und doch passt die Single „Are We Alright Again“ wunderbar in die Zeit und geht auch gut ins Ohr. Auch der Titelsong gefällt, vieles vom Rest des Albums ist angenehm und kann gut weggehört werden, lediglich die leider etwas plumpen Lyrics von „Are You Fucking Your Ex“ stören den angenehmen Hörfluss ein wenig. In Summe ist das Gesamtwerk sehr gefällig und recht angenehm ruhig, „Baby Let’s Make It Real“ deutet etwas mehr Rockelemente in Manier des Albums „Souljacker“ oder „Hombre Lobo“ an und so ist auch „Earth To Dora“ irgendwie ein Sammelsurium aus den (schönen) Dingen, die E geschaffen hat. Im Ohr bleibt leider nicht ganz so viel haften wie auf manchen anderen Alben (auch aus der neuen Zeit), aber es lässt sich trotzdem sehr gut hören.

Schlussendlich bleibt für die neuen Hörer*Innen doch die Empfehlung, sich schnell durch die ersten sechs Alben zu hören, bevor sich mit dem neuen Werk beschäftigt wird. Auch Fans werden nach einigen Durchgängen des neuen Albums nächstes Jahr bei Lust auf Eels wieder im Plattenregal nach den ersten Veröffentlichungen greifen. Schön ist „Earth To Dora“ trotzdem geworden, denn alles was E besingt, ist schön.

Marian Krüger

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EELS - Are We Alright Again - official audio

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