Rezension
Dropkick Murphys
The Meanest of Times
Highlights: Famous For Nothing // God Willing // Johnny, I Hardly Knew Ya // Never Forget
Genre: Folk-Punk
Sounds Like: Flogging Molly // The Pogues // Rancid
VÖ: 21.09.2007
Ire müsste man sein. Denn während unsereins mit dem Tag der Deutschen Einheit nicht gerade den weltweit coolsten Nationalfeiertag abbekommen hat, welcher sogar zwecks Wirtschaftswachstum kurz davor war, abgeschafft zu werden, scheinen die Iren an ihrem St. Patrick's Day, der traditionell am 17. März gefeiert wird, viel mehr Spaß zu haben. Alle saufen den ganzen Tag Guinness, tragen grüne Klamotten, saufen Guinness, schauen sich lustige Paraden an und saufen Guinness. In einen besonderen Genuss, der sogar nur sekundär mit Guinness zu tun hat, kommen außerdem die Iren in Boston, der größten irischen Stadt außerhalb Irlands: Seit 2003 treten dort Boston's Own, die Dropkick Murphys, jährlich am Wochenende des 17. März auf. Eine Institution, die so beliebt geworden ist, dass die Murphys mittlerweile bis zu vier Auftritte an diesem Wochenende hinlegen.
Wer jetzt Querverbindungen zwischen den Traditionen "Dropkick Murphys" und "Guinness, viel Guinness" herstellen will, liegt nicht wirklich falsch. So ist die Musik der Folkpunker von jeher keine, die man am Passendsten Däumchen drehend im stillen Kämmerlein hört, sondern zu der die eine Hand am Besten das Pint Bier auf der Theke schützt, während die andere Hand mitsamt dem Rest des Armes um den besten Kumpel geschlungen ist - ob man diesen besten Kumpel schon seit Jahren kennt oder erst vor zehn Minuten im Pub kennengelernt hat, ist erstmal zweitrangig. Die Murphys sind ein in Musik gegossenes Gruppengefühl, was sich trotz allen Erfolgs auch auf ihrem mittlerweile sechsten Studioalbum "The Meanest Of Times" nicht geändert hat.
Den besten Beweis hierfür liefert gleich der Opener "Famous For Nothing". Ein fetziger Punkrockstampfer, vom bandtypischen Dudelsack begleitet, die halbe Band gröhlt den Refrain ins Mikro und wird sicherlich auf kommenden Konzerten dabei von mehreren tausend biergeschmirgelten Stimmen begleitet werden: "Their gang went my way for basketball, my gang went their way for alcohol." Nach den bekannten Mustern geht es weiter auf "God Willing" und "The State Of Massachusetts", der ersten Single des Albums. Zur Mitte des Albums hin werden die charakteristischen Bagpipes und Flöten hingegen immer öfter eingepackt, um Platz für Punkbratzer wie "Vices And Virtues" zu machen, die ohne großen Schnickschnack einfach mal stumpf auf die Zwölf kloppen. Das Mid-Tempo-Stück "Fairmount Hill" bietet, nachdem sich die Kneipenschlägerei gelegt hat, wieder Gelegenheit zu ausgiebigem Schunkeln. Zum Schluss darf auch das obligatorische Traditional-Cover nicht fehlen, nach "The Wild Rover" und "Finnegan's Wake" wird diesmal "Johnny I Hardly Knew Ya" der Nietengürtel umgeschnallt.
Nicht wirklich viel Neues also in der Gastwirtschaft "Zum gröhlenden Bostoner", es sei denn, man möchte kleinere Verschiebungen im Gleichgewicht Punk-Folk als bahnbrechende Änderung auffassen. Könnte man kritisieren, muss man aber auch nicht, dass der Whiskey immer gleich schmeckt, stört ja schließlich auch keinen. Wer jetzt anstelle der irischen Weisen lieber "Stillstand ist Rückschritt" brüllen will, dem sei gesagt, dass dieses Sprichwort nicht gilt, wenn man trotz 2 Promille im Blut solch einen festen Stand hat, wie ihn die Murphys haben. Bostoner müsste man halt sein. Oder eben Ire. Noch ein Guinness, bitte!
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