Rezension

Dropkick Murphys

Signed And Sealed In Blood


Highlights: The Boys Are Back // Jimmy Collins' Wake // Don't Tear Us Apart
Genre: Folkpunk
Sounds Like: Flogging Molly // The Pogues // The Real McKenzies // Skinny Lister

VÖ: 11.01.2013

Wer trotz unzähliger Festivalauftritte, ersten Ausflügen in Multifunktionshallen und „The Departed“ immer noch nicht wissen sollte, wer die Dropkick Murphys sind, dem sei folgender Test empfohlen: Findest du es peinlich, Menschen des gleichen Geschlechts zu umarmen und mit ihnen wild umherzuspringen? Gehen dir gröhlende Menschen auf Konzerten ohne Ausnahme auf die Nerven? Und schließlich: Kannst du dir Situationen vorstellen, in denen du einen Appletini einem frisch gezapften Bier vorziehen würdest? Wenn du auch nur eine dieser Fragen mit „ja“ beantworten würdest, sind die Murphys höchstwahrscheinlich nichts für dich.

Oder, anders gesagt: Der Folkpunk des Bostoner Septetts ist seit jeher eigentlich das Gegenteil von allem, was irgendwie stilvoll sein will und daher aber auch besonders für jene geeignet, die sich aus gutem, altem Spaß mehr machen als aus Coolness – Pogo, Bierduschen und Dudelsacksolos. Wie genau sich das auf den mittlerweile acht Alben der Murphys manifestiert, diesbezüglich haben sich seit jeher nur Nuancen geändert – war das sehr rockige „The Meanest Of Times“ das Album für die Kneipenschlägerei und ließ das melodiengeladene „Going Out In Style“ auf den Tischen tanzen, ist „Signed And Sealed In Blood“ nun der Soundtrack für die Schunkelei danach, mit einer starken Betonung auf der Folkkomponente der Murphys.

Gemeint ist dies mehr in ideologischer als in musikalischer Hinsicht – es ist nicht so, dass die traditionellen Instrumente hier öfter (oder seltener) rausgeholt würden, doch drehen die Songs sich hier weitaus öfter um Freundschaft, Familie, die „einfachen“ Themen eben. Um diese Aussage zu untermauern, würde wahrscheinlich ein Verweis auf „The Season's Upon Us“ genügen, hinter dem sich nicht weniger als ein Weihnachtslied verbirgt – gleich zum Einklang müssen sich Außenseiter (mit einem Augenzwinkern) verstecken, denn the boys are back and they're looking for trouble, („The Boys Are Back“), in „Jimmy Collins' Wake“ wird einer der Jungs zu Grabe getragen, bevor es dann in „Out On The Town“ wieder auf die Pirsch geht. Dies alles ist dann natürlich immer noch mal Punk, mal Folk, mal Rock – nur immer mit Dudelsack, Mandolinen und deutlich mehr Inbrunst als Schönklang im Gesang. Das alles darf man genauso scheiße finden wie noch vor zehn Jahren – man muss aber ebenso einsehen, dass selbst ein Musiknerd oft gerade genau das braucht. Auf Stil kann man im Notfall immer verzichten – solange das für den Kneipenabend mit dem besten Freund nicht gilt, wird es in der Musikwelt immer einen Platz für die Dropkick Murphys geben.

Jan Martens

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