Rezension

Bonobo

The North Borders


Highlights: Cirrus // Ten Tigers // First Time
Genre: Electro // IDM // Chill Out
Sounds Like: Four Tet // Thievery Corporation // Amon Tobin

VÖ: 29.03.2013

„The North Borders“ atmet frischen, sonnengetränkten Sommerwind mit jedem Takt. Der Veröffentlichungstermin ist somit, rein meteorologisch betrachtet, sehr schlau gewählt. Das Konzept von Bobobo kennen wir hierbei bereits – dem Hip-Hop entrissene Rhythmen gepaart mit jazziger bis Weltmusik-angehauchter Instrumentierung. Auf dem Vorgänger „Black Sands“ trieb Bonobo dieses Spiel bis zur Perfektion. Heraus kamen eingängige Hymnen, denen sich niemand zu entziehen vermochte.

Nach einem Durchlauf von „The North Borders“ ist klar: Diese Eingängigkeit, dieses nachhaltige Hängenbleiben einer Gitarrenmelodie oder eines Samples ist so nicht mehr vorhanden. Vielmehr schimmert in dem Werk des britischen Produzenten Simon Green der DJ durch und so erklärt sich auch die Struktur des Albums, das sich eher in seiner Gesamtheit verstehen lässt und nicht so sehr den einzelnen Song in den Vordergrund stellt.

Selbst Gastbeiträge von Sängerinnen wie Erykah Badu („Heaven For The Sinner“) stören diesen Fluss nicht, sondern stellen lediglich weitere Nuancen im Bonobo-Kosmos dar. Ein Fehlen an deutlichen Highlights darf man aber keinesfalls als Monotonie oder Schwäche verstehen. Vielmehr leistet sich Bonobo einfach keinen Ausrutscher und so erfüllt jeder Song für sich einen gewissen Qualitätsstandard, denn das Klangbild zeichnet sich einmal mehr durch eine Detailverliebtheit aus, die sich an jeder Stelle offenbart. Greenes Ideen scheinen sich aus unerschöpflichen und vielseitigen Quellen zu speisen, was seine Songs irgendwie zeitlos macht und über der Masse elektronischer Musik schweben lässt.

Ein Meister seines Fachs muss sich daher auf seinem fünften Studioalbum gar nicht erst neu erfinden, um zu begeistern. Bonobo reicht es, Verfeinerung an den Rändern des eigenen Soundspektrums zu betreiben – sei es das verschlafen poppige „First Fires“, das clubbige „Know You“ oder das oben angesprochene, durch Erykah Badus Stimme in einen R’n’B-Kontext entrückte „Heaven For The Sinner“. Der Rest gerät etwas tanzbarer als zuletzt, wie in der Single „Cirrus“, wenn es an allen Ecken und Enden trommelt und klimpert und zu Bewegung animiert. Das Motiv „komplexer Beat plus außergewöhnliche Instrumentierung“ findet sich außerdem in „Sapphire“ oder „Antenna“, Liedern, die die Stellung eines Four Tet auf diesem Gebiet als alleinigem Platzhirsch streitig machen.

Jonatan Biskamp

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