Rezension

Bernd Begemann & Die Befreiung
Glanz, Best of
Highlights: Unten am Hafen // Gut im Bett (nirgendwo sonst) // Bleib zuhause im Sommer
Genre: Deutschpop
Sounds Like: Tilman Rossmy // Les Garçons // Michel van Dyke // Superpunk
VÖ: 14.03.2008

Jeder Mann und jede Frau sollte eine Bernd-Begemann-CD besitzen, jährlich ein Bernd-Begemann-Konzert besuchen und einmal in Bernd Begemann verliebt gewesen sein. Danach kann er / sie von mir aus gerne auch ein Apfelbäumchen pflanzen und den ganzen anderen Luther’schen Schmonsens machen.
Wieso? Bernd, Jochen, Frank, ohne euch hätte es keine Hamburger Schule gegeben. Was habt ihr uns angetan? Ohne Hamburger Schule kein Tomte, ohne Tomte kein … Na ja, vergossene Milch. Aber, ihr seid Schuld. Deshalb ist einer der größten Schwachpunkte von „Glanz“ – der aktuellen Bernd-Begemann-„Best Of“, die in Form eines neuen BB-&-die-Befreiung-Albums daherkommt –, … dass „Bad Salzuflen, weltweit“ von der „Jetzt Bist Du in Talkshows“ fehlt. Nicht die einzige Überraschung.
Ein Best Of von BB, egal ob allein, mit „Befreiung“ oder einer wie auch immer gebildeten „Antwort“, könnte aus Hits, Hits und noch einmal Hits bestehen. Doch Mr. B wäre nicht Bernd, wenn er unsere Erwartungen simpel erfüllte. So fehlt manches – nein, vieles – und anderes hätte der Schreiber nicht erwartet („Eigentlich wollte ich nicht nach Hannover“, „Wir werden uns umsehen“, „Ich habe mich rasiert“, …). Drittes wiederum kannte ich gar nicht, jetzt wird es mir werbend unter die Nase gerieben, um dann festzustellen: Auf dem eigentlichen Album fehlt es. Genauer: „Aber Du meine Liebste (die schönste Rose)“ dürfte eines der besten Lieder sein, an dem BB beteiligt war. Doch dieser Beweis, dass Bernd von seinem Bruder Steven Patrick Morrissey bei der Geburt getrennt wurde, wird den Novizen der Begemann-Kultur auf „Glanz“ vorenthalten.
Bei allen Songs handelt es sich um Neueinspielungen der „Klassiker“ mit der Befreiung aus Achim Erz, Ben Schadow und Kai Dorenkamp. Neue Versionen von Songs, die „es bisher“ laut Bernd „nur in sehr entschlackter Form“ gab, „fast als Bleistiftskizzen. Hier kommen sie endlich als voll aufgeblasene Ölgemälde, als Rock’n’roll-Partyversionen und eindringliche Meditationen.“ Ob dies wirklich der richtige Rahmen für ein Best Of Begemann’schen Schaffens ist, darf wohlwollend bezweifelt werden. Der Reiz lag doch bei vielen Stücken gerade im Einfachen, im Reduzierten, in der Einheit aus Bernds Gitarrenspiel und seinem Gesang – vielleicht noch ergänzt um einen elektronischen Klackerbeat. Natürlich sind die nun vorliegenden Versionen näher am aktuellen Live-Zustand, sie repräsentieren den Jetzt-Zustand, so wie es 2001 das Live-Album tat. So unterscheidet zum Beispiel auch der Gesang – die Entwicklung von Bernds Phrasierungen, Betonungen, das Ziehen und Verschlucken von Klängen – das aktuell Präsentiert vom ursprünglichen Zustand.
Also? Kaufen? Für die Neulinge der perfekte Einstand, für die Fachleute stellt sich diese Frage tatsächlich – genau wie 2001 beim Live-Album.
Ach so, wieso Bernd, Jochen und Frank an der Hamburger Schule Schuld sind? Das erklärt euch Bernadette La Hengst in der Spex (#313).
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