Alles ist relativ. Was Albert Einstein vor gut einhundert Jahren in seiner Relativitätstheorie festgestellt hat, findet nun in diesem Jahr durch den Liedermacher Bernd Begemann seine Renaissance. Denn was der Hamburger Junge als „Eine Kurze Liste mit Forderungen“ bezeichnet, darf gut und gerne als „relativ“ angesehen werden: Insgesamt 28 Songs beziehungsweise Forderungen mit einer Gesamtlaufzeit von fast 80 Minuten sind es am Ende geworden. Eine kurze Liste? Nun ja, es ist eben alles relativ.

Doch in den vergangenen vier Jahren, seit dem letzten Album „Wilde Brombeeren“, scheint sich eben nun mal so Einiges angesammelt zu haben in Begemanns kreativem Kopf. Beobachtungen, Eindrücke, Feststellungen und Erfahrungen, die es zu verarbeiten gilt, und für die ein Künstler wie Begemann nun mal einfach mehr Raum benötigt als die meisten seiner Weggefährten.

Herausgekommen ist am Ende eine immense Liste, die sich bisweilen fast schon wie ein großartiger Bestseller liest: „St. Pauli hat uns ausgespuckt“, „Liebling wir haben größere Probleme als uns“, „Nazi Tattoo Papa“, „Mehr als Erfolg (brauche ich das Gefühl, Euch weiterhin Scheiße zu finden)“, oder „Ich bleibe noch ein bisschen im Baum“. Es existiert fast keine Lebenslage oder Situation, die auf dem neuen Album von Begemann nicht in bester Erzählkunst angesprochen und thematisiert wird. Und dass der große Pop-Entertainer Begemann aus derartigen mehr oder weniger banalen Alltagssituationen einfach nur großartige pointierte Songs basteln kann, braucht er nach über 20 Alben in den letzten zwei Dekaden wohl niemandem mehr zu beweisen.

Musikalisch lässt sich auch dieses Mal kaum eine Entwicklung oder Veränderung feststellen: Komplexe Songstrukturen, überfrachtete Arrangements oder abwechslungsreiche Instrumentierungen sucht man abermals vergebens. Stattdessen gibt es erneut einfachen, schlichten Pop, der jedoch wieder so dermaßen großartig klingt, dass man fast schon traurig ist, wenn sich nach gut 80 Minuten das Album dem Ende zuneigt.

So hätte „Eine kurze Liste mit Forderungen“ am Ende dann gern sogar noch deutlich länger ausfallen können, da bei einem Liedermacher wie Begemann tatsächlich sogar 28 Songs manchmal noch viel zu wenig sind. Nun ja, es ist eben alles relativ.

Benjamin Schneider

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