Rezension
Arkells
Michigan Left
Highlights: Where You Goin // On Paper // Whistleblower
Genre: Rock
Sounds Like: The Gaslight Anthem // The Hold Steady // Bruce Springsteen
VÖ: 15.02.2013
Eigentlich dauert es gar nicht so lange, um von Deutschland nach Kanada zu kommen. Oder umgekehrt. In guten elf Stunden kann man vom Flughafen Frankfurt aus Vancouver erreichen. Okay, manch anderes Ziel dauert dank mangelnder Direktflüge etwas länger, aber ein Tag muss für die Reise definitiv langen. Da ist es doch schon ein wenig verwunderlich, dass manche kanadische Band für den Sprung in unsere Musiklandschaft gefühlte Ewigkeiten benötigt. Das Debüt "Jackson Square" von Arkells kam mit vier (!!!) Jahren Verzögerung bei uns heraus, nun steht "Michigan Left" in den Startblöcken, welches in Kanada bereits 2011 erschien. Glücklicherweise ist Arkells einer der wenigen Fälle, in denen dieses Problem nicht all zu schwer wiegt, denn die Jungs aus Hamilton präsentieren sich auch auf ihrem Zweitling unverschämt zeitlos.
"Michigan Left" hat vieles mit "Jackson Square" gemein. Da wären zum Beispiel die mindestens ebenso eingängigen Melodien. Oder der Verzicht auf unnötige Komplexität zugunsten von tanzbarem Rock mit starken Melodien und einer gewissen Coolness, die dich irgendwie in die Zeit deiner ersten Konzertgänge zurückkatapultiert und nicht weniger wichtig: eine ungemeine Spielfreude. Diese Kombination ist inzwischen eine echte Seltenheit, da Rockmusik ohne Fremdschämeffekt immer seltener wird und kurz davor steht, auf die rote Liste gesetzt werden zu müssen. Arkells nehmen sich dieser bedrohten Musikart an, wobei man allerdings zugeben muss, dass sich neben den eh schon vorhandenen Motown-Einflüssen nun auch etwas mehr Pop eingeschlichen hat. Trotzdem ist Rock hier nach wie vor die tonangebende Spielart. "Michigan Left" hat eine ordentliche Portion toller Songs im Gepäck. Da wäre zum Beispiel das herrlich springsteeneske "On Paper", das schmissige "Whistleblower" oder "Where You Goin", in dem die Gitarre noch melodielastiger daherkommt als sonst – wobei grundsätzlich alle Tracks das Zeug zu einer Singleauskopplung hätten, was zugegebenermaßen auch daran liegen könnte, dass einfach alle möglichen Filler dem Rotstift zum Opfer gefallen sind, was zudem die 35 Minuten Spielzeit erklären könnte. Wer das Haar in der Suppe sucht, mag sich daran stören, bei der Qualitätsdichte, die den Vorgänger klar übersteigt, kann man aber auch getrost darüber hinwegsehen.
Hamilton wird thematisch wieder erfolgreich ausgeschlachtet. Aber es ist ja durchaus sympathisch, wenn man so engagiert Werbung für seine Heimat macht. Und wenn wir das nächste mal Songs über Hamilton hören, mag es ja sogar sein, dass das zeitgleich mit der Veröffentlichung in Kanada passiert. Das wäre doch was.
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