Rezension

Alkaline Trio

My Shame Is True


Highlights: She Lied To The F.B.I. // I'm Only Here To Disappoint // I, Pessimist
Genre: Poppunk
Sounds Like: The Lawrence Arms // AFI // Jawbreaker

VÖ: 29.03.2013

Unser hochgeschätzter Exkollege Kaan Karaismail bezeichnete Alkaline Trio in seiner Rezension zu „Crimson“ einst als „wohl ewigen Geheimtipp der Punkpop-Szene“. Interessant, dass dieses Zitat mittlerweile schon knappe acht Jahre alt ist – und die Ewigkeit damit noch ein bisschen länger. Auch auf „My Shame Is True“ bleibt aber zu konstatieren – dieser Status ist für Alkaline Trio so unverdient auf der einen Seite, wie er auf der anderen verständlich ist.

Unverdient ist er, weil Alkaline Trio einfach ein so unverschämtes Gespür dafür haben, immer wieder die größten Hits zu schreiben, die ihnen potentielle Genre-Restriktionen erlauben. Möchte man – nach mittlerweile acht Alben – über den Daumen gepeilt damit kalkulieren, dass das Trio um die 100 Songs veröffentlicht hat, so sind davon mindestens 65 rotzfreche Ohrwürmer, die sich in den Gehörgängen um die Vorherrschaft streiten. Auf „My Shame Is True“ sind diese genau genommen sogar noch frecher: Gleich dem Opener „She Lied To The F.B.I.“ reicht eine äußerst schlichte Melodie, um zu gefallen und der „Torture Doctor“ darf sogar mit simplen Hey, ho-Chören operieren – effektiv in beiden Fällen, unsympathisch in keinem.

Was dem Alkaline Trio dann aber schon immer die ganz großen Erfolge verwehrt hat, ist jedoch genau das, was die Band in ihrem Genre so besonders macht: Eine dunkle, beinahe makabere Ader, die sich schwarzglitzernd durch das Oeuvre der Band zieht und die sich eben kaum im Vorprogramm von Fall Out Boy vermarkten lassen würde. Klar, in einer Aussage wie „Kiss You To Death“ lässt sich dies noch leicht verdrehen – bei einem Meisterstück des Zynismus wie „I'm Only Here To Disappoint“ ist dies schwerlich möglich.

Vielleicht mag es dem Alkaline Trio ja helfen, sich auf dem fantastisch auf den Punkt geknallten „I, Pessimist“ mit den Gastvocals von Tim McIlrath (Rise Against) die Dienste eines der aktuellen Zugpferde geliehen zu haben, und fast schon etwas schmalzige Midtempo-Stücke wie „Only Love“ oder „Young Lovers“ könnten auch ihren Weg auf rosa iPods finden. Die Band hätte es auf jeden Fall verdient, endlich die metaphorische Glasdecke zu brechen – und wenn sie sich dabei die Haut blutig schneidet, passt das ja auch perfekt zum Stil.

Jan Martens

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