Rezension
Against Me!
Transgender Dysphoria Blues
Highlights: Transgender Dysphoria Blues // True Trans Soul Rebel // Unconditional Love // Paralytic States
Genre: Rock
Sounds Like: The Gaslight Anthem // Hot Water Music // The Menzingers // Rancid
VÖ: 24.01.2014
Was für ein riesiger Elefant! Als elephant in the room bezeichnet der englische Sprachraum ja gerne ein Thema, das man einfach nicht ignorieren kann, so gerne man es auch würde. Tom Gabels Wandlung zu Laura Jane Grace ist ein solches, das man auch leicht allzu unnatürlich und kurios wirken lassen kann, wenn man es zu sehr thematisiert, dem man aber auch seine Relevanz für das (passend „Transgender Dysphoria Blues“ betitelte) sechste Album von Against Me! nimmt, wenn man es komplett ignoriert – die Band und nicht zuletzt Laura Jane Grace selber finden auf „Transgender Dysphoria Blues“ einen ziemlich optimalen Mittelweg.
Dass mit dem das Album eröffnenden Titeltrack und „True Trans Soul Rebel“ bereits die ersten beiden Songs die gespaltene Selbstwahrnehmung und Selbstzweifel eines Transsexuellen behandeln, verraten bereits die Titel – dies jedoch mit einer Energie und Spielfreude (so könnte der Opener schon stellenweise als Hommage an Sweets „Ballroom Blitz“ durchgehen), die verraten, , die Mut machen, seine Selbstfindung eher als Chance und Herausforderung denn als Fluch anzusehen. Und sowieso weist Laura Jane Grace darauf hin, wie universal die Themen auf „Transgender Dysphoria Blues“ eigentlich sind: Entfremdung. Depression. Isolation.
Die Entscheidung, „Transgender Dysphoria Blues“ (zumindest auf der Oberfläche) nicht zum ursprünglich von Grace geplanten Konzeptalbum werden zu lassen, sondern darüber hinaus zwischen Emotionen wie Trauer („Dead Friend“) und Liebe („Two Coffins“) zu wechseln, steht der Band nicht nur auf inhaltlicher Ebene: Denn sie erlaubt es, Against Me! weiterhin primär als die fantastische Rockband wahrzunehmen, die sie immer noch ist, die zwischen simplem Poppunk („Paralytic States“) und geradezu fiesen Ohrwürmern („Unconditional Love“ ist hier das neue „Rapid Decompression“) ohne Ausfälle hin und her wechseln kann.
So haben Against Me! mit „Transgender Dysphoria Blues“ beides geschaffen: ein Album, an dem sich die Gitarrenmusik 2014 erst einmal wird messen müssen – aber eben auch ein Statement eines Transgender, das in seiner Bestimmtheit, Positivität und schließlich auch Selbstsicherheit allein schon durch die aktuelle mediale Aufarbeitung des Albums eine große Menge für die gesellschaftliche Akzeptanz von Transgenders getan haben wird. Liebe Laura Jane: Alles Gute. Weiter so.
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