Rezension

Young Knives

Sick Octaves


Highlights: White Sands // Marble Maze // Maureen
Genre: Indie-Rock
Sounds Like: The Cribs // The Futureheads

VÖ: 11.04.2014

Vor einigen Jahren kam den Young Knives eine Idee. Sie wollten nicht nur Indie-Rock spielen, sondern auch tatsächlich unabhängig sein. Sich ihre Musik und Meinungen nicht mehr von Produzenten und Plattenfirmen diktieren lassen. Sie taten, was in den letzten Jahren so viele Musiker gemacht haben: Young Knives drehten ihrer alten Plattenfirma den Rücken zu und gründeten kurzerhand ihr eigenes Label, das auf den schönen Namen Gadzöök hört. Auf diesem erschien 2011 ihre dritte Platte „Ornaments From The Silver Arcade“. Doch das war den Briten anscheinend noch nicht genug Freiheit. Also riefen sie für die Finanzierung ihres neuen Albums eine Kickstarter-Kampagne ins Leben, um wirklich unabhängig zu werden und nur noch den Fans Rechenschaft schuldig zu sein. Nachdem das Crowdfunding-Ziel erreicht war, zog das Trio in einen verlassenen Flugzeughangar, um sich mal so richtig auszutoben.

Herausgekommen ist dabei eine CD, der man diese neugewonnene Freiheit tatsächlich anhört. Vorbei sind die Tage des straighten Indie-Rock, jetzt wird alles ausprobiert, was der Instrumentenschrank hergibt. Und nicht mal das war Young Knives genug! Anscheinend haben sie, um die neu entdeckte Liebe zu DIY auf die Spitze zu treiben, extra für die neuen Aufnahmen ihre eigenen Instrumente gebastelt. Ob sich der Aufwand gelohnt hat? Das wird sich wahrscheinlich erst in ein paar Jahren sagen lassen, wenn man zurückblickt und feststellt, dass „Sick Octave“ die Richtung vorgegeben hat für Young Knives' weiteres Schaffen. Oder eben nicht. Das Potential dazu hätte die Platte allemal. Vor allem ist es ganz egal, für welchen Weg sich die Briten in der Zukunft entscheiden, „Sick Octave“ mit seinem abgefahrenen Stilmix wird immer eine gute Referenz sein.

Das Album wirkt auf den ersten Blick nicht sehr zugänglich, aber schon bald ergeben sich für den Hörer altbekannte Muster in leicht veränderten Gewändern. Synthies und andere elektronische Spielereien („Owls Of Athens“) finden hier ebenso Platz wie düstere Klänge mit bedrückenden Texten („Marble Maze“). Auch ein Trip wie „White Sands“ und der zaghafte Art-Rock von „Green Island Red Raw“ wirken in diesem Kontext nicht deplatzierter als das poppige „Maureen“, das den Abschluss der Platte bildet. Die wahre Kunst besteht nun darin, all diese Versatzstücke zu einem sinnvollen großen Ganzen, einem kohärenten Album zusammenzufügen. An dieser Kunst müssen Young Knives zwar noch ein bisschen feilen, aber als Zäsur und Ausgangspunkt für ihr zukünftiges Schaffen eignet sich „Sick Octave“ auf jeden Fall.

Lisa Dücker

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Video zu "Green Island Red Raw"
Video zu "Maureen"

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