Rezension

Young Knives

Ornaments From The Silver Arcade


Highlights: Love My Name // Everything Falls Into Place // Running From A Standing Start
Genre: Indie-Pop
Sounds Like: Kaiser Chiefs // The Wombats

VÖ: 01.04.2011

Vor den Traualtar mit ihnen! So knuffig wie Young Knives gleich mit „Love My Name“ losgurken, will man diese Drei vom Fleck weg ehelichen. Eckige Gitarren, drolliger Gesang, mal eben etwas Dampf hinter den Song geblasen und schon steht ein Opener der Güteklasse A. Und der wird mit einer Gelassenheit herunter gespielt, als würde das Trio aus Leicestershire das nur so nebenbei machen. Das Hauptamt des Trios? Nun, wahrscheinlich bauen sie selbst Holzspielzeug, sammeln Spenden oder helfen im örtlichen Tierheim aus. Denn „Ornaments From The Silver Arcade“ trägt sein freundliches Lächeln in jedem Moment so breit übers Gesicht, dass hier einfach Gutmenschen am Werk sein müssen.

Und dazu noch welche, die zugleich als Nerds taugen. Denn auf der Bühne sehen Young Knives mit ihren Tweed-Klamotten aus wie die Pfefferminzteefraktion des örtlichen Mathe-Leistungskurses. Wenn dann aber Songs wie „Everything Falls Into Place“ nur so vor Lebensfreude und Tatendrang strahlen und ohne unnötigen Ballast leichtfüßig über Sommerwiesen hoppeln, will das Bild nicht mehr so recht passen. Vor allem, wenn noch ein paar Trompeten kurz reinschauen und noch ein wenig mehr Sonne fürs Gemüt mitbringen.

Young Knives halten diese Stimmung nicht über die vollen 39 Minuten, retten sie aber netto mindestens über die Halbzeit: „Human Again“ mimt den flotten Jogger und sorgt trotz Handclaps mit leichter Bedröppelung auch mal für einen Seufzer, „Running From A Standing Start“ lässt einen ulkigen Synthie umherblubbern, verwirrt dann gezielt mit Wortfolgen wie „nature, nurture, butcher, soldier“ geht dann aber letztlich in einem urfreundlichen Refrain auf, der diese Band so schön markant macht. Gut, im Rahmen markant. Denn auf dem Innovationstreppchen landen Young Knives mit ihrem legeren Indie-Pop wahrlich nicht. Dafür gibt’s keinen Blumentopf, nicht mal einen Gummibaum.

Patzer sind Fehlanzeige, große Meisterstücke aber ebenso. Bei „Go To Ground“ hält das Trio den Kopf etwas weiter unten, sucht dazu aber vergebens die passende Melodie. Die skurrilen Gitarren von „Silver Tongue“ dafür haben ihnen womöglich Modest Mouse untergejubelt, den Refrain von „Sister Wrideside“ vermutlich die Kaiser Chiefs. Aber okay: besser gut kopiert als schlecht ausgedacht. Und weil Young Knives sich nicht dreist bedienen, sondern höflich fragen, geht das schon so in Ordnung. Diese Drei – das sind schon welche von den Guten. Taugen aber trotz Anfangseuphorie doch eher zum besten Kumpel denn als Heiratsmaterial.

Gordon Barnard

Hören


Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!